Spektakulärer Fund: Griechische Predigten des Origenes entdeckt

Aus den Tiefen der Archive haben Münchner Wissenschaftler der Bayerischen Staatsbibliothek ein spektakuläres Werk hervorgeholt: Sie fanden mittelalterliche griechische Abschriften von Predigten des frühen Theologen Origenes.
Von PRO

Wissenschaftler haben griechische Predigten des Theologen Origenes von Alexandria in München entdeckt. Die wertvollen Abschriften aus dem Mittelalter seien bei der Katalogisierung griechischer Handschriften aus der Büchersammlung Johann Jakob Fuggers entdeckt worden, teilte die Bayerische Staatsbibliothek am Montag mit. Johann Jakob Fugger, der 1575 verstarb, gehörte der schwäbischen Kaufmannsfamilie der Fugger an. Die Predigten und Auslegungen zu den Psalmen von Origenes lägen damit zum ersten Mal als griechischer Originaltext vor. Sie hätten bisher nur bruchstückhaft und in lateinischer Übersetzung vorgelegen. Origenes, der von 185 bis ungefähr 254 nach Christus lebte, wird als bedeutendster Theologe der frühen christlichen Kirche vor Augustinus angesehen. Er gilt als Begründer der allegorischen Bibelauslegung. Als Philosoph, Theologe, Philologe und Prediger hat Origenes die Geistesgeschichte von der Spätantike bis heute tief geprägt.

Authentizität bestätigt

Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, Rolf Griebel, sagte: "Der Fund ist überaus bedeutend – sowohl was Alter wie auch Umfang der Texte angeht. Er wird in Wissenschafts- und Forscherkreisen lebhafte Diskussionen auslösen und sogar neue Erkenntnisse für den Text der griechischen Bibelfassung erlauben. Alle Kirchenväter haben Origenes gelesen und intensiv rezipiert. Die Entdeckung erlaubt es nun, sich mit bislang unbekannten Originaltexten zu befassen."

Die dicke ledergebundene Handschrift stamme aus dem 12. Jahrhundert, teilte die Bayerische Staatskanzlei mit. Die Philologin Marina Molin Pradel habe sie identifiziert. Die Zuordnung zu Origenes sei vom international anerkannten Experten Lorenzo Perrone von der Universität Bologna mit höchster Wahrscheinlichkeit bestätigt worden. Das Werk soll nach der Restaurierung am 5. Dezember bei einem Symposium präsentiert werden. Die Staatsbibliothek besitzt mehr als 650 griechische Handschriften und damit den größten Bestand in Deutschland. Seit 20 Jahren arbeiten Wissenschaftler an der inhaltlichen Erschließung, die noch weitere 15 Jahre dauern wird. (dpa / pro)

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