SPD-Politiker Vogel: Mein Leben liegt in Gottes Hand

Hans-Jochen Vogel war einer der prägenden Nachkriegspolitiker Deutschlands. Im Gespräch mit Peter Hahne redet der Sozialdemokrat über die großen politischen Entwicklungen, seine Parkinson-Erkrankung und seinen Glauben.
Von PRO
Stand Peter Hahne (rechts) Rede und Antwort: Der gläubige SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel
Normalerweise lebt Hans-Jochen Vogel mit seiner Frau Lieselotte zurückgezogen in einem Münchener Seniorenheim. Dort hat ihn der ZDF-Journalist Peter Hahne für ein Exklusivinterview besucht. Im vergangenen Jahr hat der SPD-Politiker seine Parkinson-Krankheit öffentlich gemacht. Mit Gott gehadert habe er deswegen nicht, erklärte er am Sonntag in Hahnes Sendung, „aber bei Gott nachgefragt“. Es gebe dann andere und viel schwerwiegendere Fälle, die sich bei Gott beklagen und danach fragen müssten, warum er das zulasse. Sterbehilfe sei für ihn kein Thema. Die Menschen hätten die Möglichkeit, frei zu entscheiden, ob sie sterben wollten. Ärzten dagegen sollte die Beihilfe zur Tötung berufsrechtlich verboten werden. Deren beruflicher Auftrag sei es zu heilen und Menschen zu retten. Sie dürften nicht mit Gesetzen in ihrem Beruf unter Druck gesetzt werden.

„Ich werde mich vor Gott verantworten müssen“

Angst vor dem Tod hat Hans-Jochen Vogel nicht, da er Bestandteil des Lebens ist. Sorge würde ihm lediglich ein langer und schwieriger Sterbeprozess bereiten: „Ich glaube, dass der Tod nicht das endgültige Ende ist, sondern dass sich dann eine Pforte öffnet in eine neue Situation, die ich mir nicht im Einzelnen konkret vorstellen kann“, erklärte Vogel. Dann werde er sich vor Gott verantworten müssen für sein Leben. Der Glaube an Gott ist aus Vogels Sicht nicht nur etwas für alte Menschen. Jeder Mensch brauche einen archimedischen Punkt. Für ihn sei das der „unbewegte Beweger Gott“. Er rede dann auch über seinen persönlichen Glauben, wenn er gefragt werde: „Man predigt nicht nur mit Worten, sondern mit seinem Leben“, sagte Vogel. Vogel äußerte sich auch zur Tagespolitik. Seine SPD habe in ihrer 150-jährigen Geschichte schon viel schwierigere Situationen als die aktuelle überstanden. Er warnte davor, die Politik nur an den Umfrageergebnissen zu orientieren. Die Politikmüdigkeit führt er neben einem mangelnden Interesse darauf zurück, das viele, „all das, was wir haben für selbstverständlich halten“.

Jüngster Oberbürgermeister einer Millionenstadt

Hans-Jochen Vogel studierte zunächst Rechtswissenschaften. 1960 wurde er mit 34 Jahren jüngster Oberbürgermeister Münchens und damit einer europäischen Millionenstadt. Später war er Minister in den Regierungen Brandt und Schmidt. Kurzzeitig amtierte er als Regierender Bürgermeister von Berlin. 1983 trat er als SPD-Kanzlerkandidat gegen Helmut Kohl an. Später liefen bei dem Fraktions- und Parteivorsitzender viele politische Fäden zusammen. Vogel ist in zweiter Ehe mit Lieselotte verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder. „So Gott will“ werde er im kommenden Jahr seinen 90. Geburtstag feiern, erklärte er im Gespräch mit Hahne. (pro)
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