SPD-Politiker: Christen sollen sich empören

Als Pfarrer begründete er die ostdeutsche SPD mit. „Bei der Wiedervereinigung brach sicher Geglaubtes zusammen“, hat Steffen Reiche auf der Tagung „25 Jahre Friedliche Revolution“ am Samstag in Schwäbisch Gmünd konstatiert.
Von PRO
Pfarrer Steffen Reiche war Mitbegründer der ostdeutschen SPD

Im Gehorsam auf Christus gehe es für die Christen auch heute noch darum, tiefer zu träumen und wacher zu sein – und damit die Welt nachhaltig zu verändern. Der frühere SPD-Politiker Steffen Reiche hat bei seiner Erinnerung an die Wiedervereinigung von den spannendsten und aufregendsten Tagen seines Lebens gesprochen. Genau wie Gott damals gewirkt habe, wirke auch Gott noch heute in der Geschichte. „Damals passierte etwas, mit dem keiner gerechnet hatte“, betonte Reiche.

Parteigründung als angemessenes Geschenk

Die Gründung der ostdeutschen SPD habe man bewusst auf den 40. Jahrestag der DDR gelegt, um dem Regime „ein angemessenes Geschenk“ zu machen. Reiche selbst sei dann nicht als Pfarrer, sondern als Bürger, in die Politik gegangen. Nur die Kirche könne vom „Ersten und Letzten“ reden, während die Politik immer nur das Vorletzte im Blick habe. „Christliche Politik ist für mich nicht möglich, aber eine von Christen verantwortete Politik.“
Ihm sei es wichtig gewesen, dass die Sozialdemokratie wieder politikfähig werde: „Wir wollten nicht akzeptieren, dass die Heilsgeschichte zurückgedreht wurde. Davon musste auch auf der Kanzel gesprochen werden.“ Um die heutigen Probleme zu lösen, gelte es „mehr Demokratie zu wagen“. Es werde auf Dauer nicht gelingen, zwar allgemeine Menschenrechte zu deklarieren, diese aber nicht überall umzusetzen. Aus Sicht von Reiche gebe es keinen demokratischen Weg aus der nationalen Sackgasse. Er rief die Christen auf, sich zu empören, wo es notwendig ist.
Steffen Reiche wurde 1990 SPD-Landesvorsitzender in Brandenburg, später Kultus- und Bildungsminister. Ab 2005 war er Bundestagsabgeordneter, ehe er nach dem Nicht-Wiedereinzug wieder zu seiner Berufung als Pfarrer nach Berlin Charlottenburg zurückkehrte.

Zeitzeugenbericht von Stasi-Opfer

Einen bewegenden Zeitzeugenbericht gab zur Tagung „25 Jahre Friedliche Revolution“ zudem Eberhard Heise ab. Die Staatssicherheit hatte 4.000 Seiten über ihn gesammelt. Zwei seiner Kinder waren vom Regime verhaftet worden. Als junger Mensch war er Mitglied der Hitlerjugend, danach erlernte er den Beruf des Gärtners und ließ sich nach seiner Bekehrung zum Diakon ausbilden. „Beim Fragen und Suchen habe ich nach einigem Hin und Her die Antwort im christlichen Glauben gefunden“, erklärte Heise. (pro)

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