SPD diskutiert Kirchenpapier

Die SPD-Abgeordnete Kerstin Griese hat die Kirchen zu provokativeren Worten gegenüber der Politik aufgerufen. In Berlin sprach ihre Fraktion am Freitag mit Kirchenvertretern über Mindestlohn, Sonntagsschutz und Klimawandel.
Von PRO
Sprachen in Berlin über das Sozialpapier der Kirchen: (v.l.) Kerstin Griese, Heinrich Bedford-Strohm, Wolfgang Thierse
„Die Kirchen können doch viel provokanter und deutlicher sein!“ Mit diesen Worten hat die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Fraktion, Kerstin Griese, am Freitag erneut die gemeinsame Sozialinitiative der Kirchen kritisiert. Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Katholische Kirche hatten im Februar ein gemeinsames Wort veröffentlicht, in dem sie Kritik an der derzeitigen Wirtschaftsordnung üben. Das Papier kritisiert Gewinnmaximierung um jeden Preis und fordert unter anderem staatlich gesetzte Grenzen gegen einen ausufernden Wirtschaftsliberalismus. Zu einer Tagung der SPD-Fraktion am Freitag zu diesem Thema war neben Griese auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm angereist. Er gab zu, so mancher innerhalb der Kirchen habe sich das Papier schärfer gewünscht. Dennoch würdigte er dessen Inhalt: „Die Form des Wirtschaftens, die vielen von uns Wohlstand gebracht hat, ist an ihr Ende gekommen“, sagte er. Es könne kein einfaches „Weiter-so“ geben. Dazu verwies der Bischof auf Angaben des aktuellen Weltklimaberichts. Dessen Inhalte seien „alarmierend“. Das ökologische und das Gerechtigkeitsproblem seien untrennbar miteinander verbunden. Das zeige unter anderem der weltweite CO2-Ausstoß. Während Menschen in Tansania einen pro-Kopf-Ausstoß von 0,2 Tonnen im Jahr hätten, liege der weltweite Durchschnitt bei 4 Tonnen pro Kopf. Reiche Regionen der Welt wie Deutschland, hätten kein Recht, mehr Ressourcen in Anspruch zu nehmen als andere Teile der Erde: „Wir müssen Vorreiter sein und zeigen, dass wir dazugelernt haben“, forderte er.

Ernst nehmen, was Jesus in der Bergpredigt sagt

Bedford-Strohm kritisierte auch ein Stocken der Energiewende. Dies werde politisch mit dem Kostenargument gerechtfertigt, und das ausgerechnet in einem Land, das zu den reichsten der Erde gehöre. „Wir brauchen ein neues ökologisches Wirtschaftswunder“, erklärte der Bischof. Zudem sprach er sich für eine engagierte Betreuung Langzeitarbeitsloser und den Sonntagsschutz aus: „Wir können nicht mehr rein ökonomistisch mit der Welt umgehen!“ Es brauche eine grundlegende Transformation der wirtschaftlichen Ordnung in der Zuversicht, „dass Gott diese Welt in der Hand hält“. Weiter sagte er: „Wir können nicht anders, wenn wir das ernst nehmen wollen, was Jesus uns in der Bergpredigt mitgibt: Nämlich, dass wir dazu berufen sind, Licht und Salz der Erde zu sein.“ Neben Griese und Bedford-Strohm waren auch der Fraktionsvorsitzende der SPD, Thomas Oppermann, und die Arbeitsministerin Andrea Nahles zu der Tagung gekommen. Beide lobten das Engagement der Christen. So sagte Oppermann, die Kirchen seien wichtige Akteure beim Thema Gerechtigkeit und Verantwortung. Die Gemeinwohlorientierung verbinde sie mit der SPD. Nahles sagte, sie habe sich über die Sozialinitiative der Protestanten und Katholiken gefreut: „Als Christen wollen wir auch aus unserem Glauben heraus wirken und Anstöße für eine gerechte Gesellschaft geben.“ Besonders begrüßte sie das Engagement der Kirchen für den Mindestlohn. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/sozialkritik-der-kirchen-ohne-biss-87550/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/ein-medien-bischof-zum-anfassen-86747/
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/griese-bleibt-beauftragte-fuer-kirchen-87628/
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