Schöningh ist Bundesgeschäftsführerin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen und Mitglied der Kommission, die das derzeit heiß diskutierte Orientierungspapier verfasst hat. „Die Kritiker sind eher Männer. Die Frauen äußern sich, etwa in den Zuschriften, sehr viel zustimmender”, sagt Schöningh im Interview. Auf die Frage, ob der Streit um die Orientierungshilfe auch ein Geschlechterkampf sei, antwortet sie: „Ja, und der wird auf dem Feld der Familie ausgetragen. Das ist ja nicht neu, das hat die Frauenbewegung schon getan.” Sie hoffe, dass die EKD-Schrift das Image der Kirche in Sachen Familienfreundlichkeit verbessere. Die Bibel betone Begriffe wie Wertschätzung, Verlässlichkeit und Fürsorge: „Und diese Werte sehen wir eben auch bei nichtehelichen Beziehungen und bei homosexuellen Paaren.”
Die Orientierungshilfe zeuge von einer Weiterentwicklung. „Bisher wurde alles andere zwar auch akzeptiert, aber die wirklich ‚richtige’ Familie, die gab es dann doch nur mit Ehe. Das sagt die Evangelische Kirche nun so nicht mehr.” Hinter dem Leitbild Ehe dürfe das Kindeswohl nicht mehr verschwinden. „Dem Kindeswohl dient es nicht, wenn Eltern, die sehr zerstritten sind, zusammen bleiben.”
In ihrer Veröffentlichung erkennt die EKD homosexuelle Partnerschaften als Familienform an und spricht sich dafür aus, dass Christen ihr Familienbild grundlegend überdenken. An anderer Stelle heißt es: „Alle familiären Beziehungen, in denen sich Menschen in Freiheit und verlässlich aneinander binden, füreinander Verantwortung übernehmen und fürsorglich und respektvoll miteinander umgehen, müssen auf die Unterstützung der evangelischen Kirche bauen können.” (pro)