Pegida muss ein Thema in der medialen Berichterstattung sein – aber nicht im derzeitigen Ausmaß. Zu diesem Ergebnis kommt der Soziologe Simon Teune von der TU Berlin.
Pegida erhält zu viel mediale Aufmerksamkeit. Diese Auffassung vertritt der Berliner Soziologe Simon Teune in einem Gastbeitrag der Süddeutschen Zeitung
Der Soziologe kritisiert am Mittwoch in der Süddeutschen Zeitung die „unglaubliche Aufmerksamkeit“, die die Demonstrationen von Pegida erhalten. Diese füllten ganze Zeitungsseiten und die Diskussion in Talkshows. Sicher müsse die „größte rassistisch grundierte Mobilisierung“ der Nachkriegsgeschichte ein Thema sein. Obwohl es sich dabei nur um ein lokales Phänomen handele, hätten viele Medien beinahe jedes Plakat „live übertragen“: „Die völkische Stoßrichtung geriet zur Nebensache“, bemängelt Teune.
Gesellschaft ist wachsamer geworden
Teune erinnert an die Brandanschläge und fremdenfeindliche Übergriffe Anfang der 1990er Jahre. Er findet positiv, dass die Gesellschaft seitdem wachsamer geworden ist. Viele Bürger, unter ihnen etliche Prominente, hätten sich klar positioniert. Auch viele Journalisten, Politiker und Geistliche hätten den „völkischen und rassistischen Geist“ erkannt und zurückgewiesen.
Der Berliner Wissenschaftler hält es für fragwürdig, die Diskrepanzen durch Dialog zu heilen. Quer durch alle politischen Lager hätten die Politiker Verständnis für die „Sorgen und Ängste“ der Menschen dort gezeigt. Dies entspricht aus Teunes Sicht einem „klaren Kalkül“, weil auch die eigene Wählerschaft „alles andere als frei von den in Dresden getragenen Ressentiments“ sei.
„Schlicht unvorstellbar“
Die professionellen Medien hätten sich gegenseitig hochgeschaukelt, hin zum derzeit bestehenden Pegida-Fieber. Das Szenario sei für andere Protestbewegungen „schlicht unvorstellbar“. Für bedenklich hält Teune die „Selektivität des Interesses an den Sorgen und Ängsten der Menschen“. Für Flüchtlinge etwa habe kein Parteivorsitzender seit Jahren die Arme ausgebreitet. Für Teune ist es fragwürdig, warum man Menschen, die mit nationalsozialistischer Sprache und im Schulterschluss mit extremen Rechten unterwegs sind, in den Dialog treten sollte. (pro)
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