„Sozialismus und Christentum passen nicht zusammen“

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist elementar von christlichen Werten geprägt. Dies äußerte der frühere Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) beim 6. "Forum Politik" in Gießen. Jung kritisierte dabei auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder.
Von PRO

Religionsfreiheit und Menschenwürde seien Bestandteile des Grundgesetzes, an denen sich die christlichen Wurzeln Deutschlands ablesen ließen, erklärte Jung beim "Forum Politik" am Institut für Ethik und Werte in Gießen. "Deswegen hat sich auch die Politik an christlichen Werten zu orientieren." Dafür müsse das christliche Menschenbild als Grundlage genommen werden: "Der Mensch ist fehlbar, er ist mit der Erbsünde belastet. Die Idee des Sozialismus hingegen geht von einem unfehlbaren Menschen aus – und deswegen lässt sie sich nicht mit christlichen Werten vereinbaren."

Der Sozialismus sei in seiner Geschichte immer mit Unterdrückung einhergegangen, sagte Jung. "Eine Politik auf Grundlage des christlichen Menschenbildes gibt den Bürgern dagegen Freiheit und Verantwortung. Sie entscheidet sich im Zweifel für die Freiheit, weil das Individuum meistens eine bessere Entscheidung trifft als der Staat." In diesem Zusammenhang lobte Jung, der nach seiner Zeit als Bundesverteidigungsminister auch kurz als Bundesarbeitsminister in Merkels Kabinett diente, das Betreuungsgeld. "Zu DDR-Zeiten haben wir uns kritisch damit auseinandergesetzt, dass Eltern gezwungen wurden, ihre Kinder schon früh in eine Krippe abzugeben."

Kritik übte Jung an den Äußerungen seiner Parteifreundin Kristina Schröder zur "Homo-Ehe". Schröder hatte sich gemeinsam mit 13 Abgeordneten der CDU im August für die steuerliche Gleichstellung der "Homo-Ehe" mit der traditionellen Ehe ausgesprochen. "Ich bin hier anderer Auffassung", erklärte Jung: "Die Verfassung stellt Ehe und Familie deswegen unter den besonderen Schutz des Staates, weil die Grundlage für die Zukunft der Gesellschaft in Kindern liegt." Er achte und toleriere zwar alternative Lebensentwürfe. Die steuerliche Gleichstellung sei aber aus seiner Sicht "verfassungsrechtlich nicht möglich". Er könne die Betroffenheit vieler Wähler und Parteimitglieder über Schröders Äußerungen nachvollziehen.

200 Millionen Christen werden verfolgt

Der engagierte Katholik Jung ist seit 1998 stellvertretender Vorsitzender der hessischen CDU. In seinem Vortrag zeigte er sich solidarisch mit den rund 200 Millionen Christen, die in 50 Staaten auf der ganzen Welt wegen ihres Glaubens bedroht werden. "Christen sind die am häufigsten verfolgte Gruppe weltweit, und es ist ein Gebot für politisch engagierte Christen, dagegen ihre Stimme zu erheben", sagte er mit Verweis auf den "Stephanuskreis" der CDU, der sich für Religionsfreiheit und verfolgte Christen einsetzt.

Jung äußerte sich vor den gut 100 Gästen auch zu seinen Entscheidungen als Bundesverteidigungsminister und der Frage nach einem "gerechten Krieg oder gerechten Frieden", die von der Kirche in Bezug auf den Afghanistaneinsatz immer wieder gestellt worden sei. "Ich habe damals nicht von Krieg gesprochen, weil unser Einsatz weit über das Militärische hinausging", erinnerte sich Jung. "Im Krieg baut man keine Schulen und Krankenhäuser, und man bildet auch nicht die Armee des ‚Feindes‘ aus". Jung ist überzeugt: "Wir wollten militärisch Sicherheit herstellen und gleichzeitig das Vertrauen der Menschen gewinnen, und das ist uns gelungen. Sie haben unsere Präsenz als gut empfunden, weil wir für die Menschen und nicht gegen sie dort sind."

Der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan sei auf Grundlage des christlichen Menschenbildes eine richtige Entscheidung gewesen, wie auch das Eingreifen der NATO im Kosovo: "Dadurch wurde ein unerträgliches Ausmaß an Morden und Vergewaltigungen beendet. Das ist gerechter Frieden."

Der Glaube tröstet – gerade bei Trauerfeiern für Soldaten

"Mir persönlich gibt der christliche Glaube viel Halt", bekannte Jung. Gerade im Gespräch mit Angehörigen gefallener Soldaten habe er darauf zurückgegriffen: "Wenn bei einer Trauerfeier eine Mutter mit ihrem Kind vor mir stand – das was sehr schwer." Er habe dafür gesorgt, dass solche Trauerfeiern nicht nur bei Ankunft der Toten auf Flughäfen, sondern auch vermehrt in Kirchen stattfinden können, da dieser Rahmen auch einen anderen Bezug schaffe. "Die Menschen suchen Orientierung", sagte Jung, "und wir sind aufgefordert, auch in der politischen Kommunikation mehr auf die christlichen Grundlagen hinzuweisen".

Das "Forum Politik" findet jährlich in Gießen statt. "Hier treffen sich politisch Interessierte aus unterschiedlichen Kirchen und Parteien. Wir brauchen diese Zeit des Austauschs und der Ermutigung", sagte Stephan Holthaus, Prorektor der Freien Theologischen Hochschule und Leiter des Instituts für Ethik und Werte. "Für jeden Menschen mit Verantwortung ist es gut, von einer höheren Instanz zu wissen – das bewahrt vor Übermut und führt zu Barmherzigkeit." (pro) 

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