Im Fotoalbum unserer Erinnerung sehen wir tief verschneite Winterlandschaften. Doch in Zeiten des Klimawandels verspricht der aktuelle Weihnachts-Wetterbericht milde Tage ohne Frost. Traditionell im Angebot sind auch selbst gebackene Kekse, Kerzen, duftende Tannenzweige und natürlich strahlende Kinderaugen. Wir erinnern uns an Knusperhäuschen, von Pfefferkuchen fein. Im Fernsehen hingegen – und gar nicht so weit entfernt von zu Hause – sehen wir seit Monaten immer mehr Flüchtlingsunterkünfte. Die vielen, bunt gekleideten Menschen, die dort unter schwierigen Bedingungen leben, wirken nicht gerade glücklich. Und die anderen? Denen scheint es kaum besser zu gehen: Die Deutschen erleben „eine neue Angst“, heißt es im Magazin Der Spiegel. Selten waren die Menschen so verunsichert: Es ist nicht nur die anhaltend große Zahl von Zuwanderern, die ins Land kommen. Die unbewältigte Griechenlandkrise, islamistisch motivierter Terror, VW-Debakel oder die einst schönste Nebensache der Welt, Fußball: Wo wir hinschauen, geht Vertrauen verloren.
Und dann ist da noch diese Stallszene aus dem Bethlehem der Antike: Maria und Josef und das Jesuskind in der Krippe. Jetzt ist Weihnachten ganz nah – und so weit weg. Besinnungslosigkeit statt Besinnung, Vertrauensverlust statt Hoffnung – brauchen wir so ein Weihnachten? Die Tage um den 24. Dezember herum sind traditionell das Fest der Familie. Ein wundervolles Kulturgut – für alle, die Familie haben. Doch inzwischen sind mehr als 40 Prozent der Haushalte bei uns Single-Haushalte. Die Zahl der Patchwork-Familien nimmt zu. Und nicht zuletzt hat sich Deutschland längst zu einem Land mit einer Vielzahl von kulturellen und religiösen Orientierungen gewandelt. Psychologen sagen, Weihnachten sei zudem eine schwierige Zeit für Trauernde, für Alte und Kranke, die unter Einsamkeit, Hilflosigkeit und Anonymität leiden. Und wie geht es den Krankenschwestern, Busfahrern und Sozialbediensteten, die an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen arbeiten?