Sorge vor Rassismus eint Erzbischof und Linke

Sie könnten kaum unterschiedlicher sein: der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, und die Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping. Im Gespräch mit „Christ und Welt“ erklären sie, an was sie glauben, was sie gerecht finden und warum die Kirche nicht alle gesellschaftlichen Forderungen erfüllen muss.
Von PRO
Erzbischof Heiner Koch hat im Interview von Christ und Welt ...
Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, und die Linken-Parteivorsitzende Katja Kipping kennen sich seit einem Jahr. In einem gemeinsamen Interview mit „Christ und Welt“, einer Beilage der Wochenzeitung Die Zeit, stellen sie heraus, dass beide die Sorge über den wachsenden Rassismus in Deutschland sowie die Existenz- und Abstiegsängste vieler Deutschen eint: „Diese Ängste muss die Politik ernst nehmen“, mahnt Kipping.Diesbzeüglich sieht der Theologe Koch auch eine seelsorgerische Herausforderung. Er wünscht sich in Deutschland eine „Koalition der Mitmenschlichkeit“. Katja Kipping engagiert sich dagegen aus humanistischem Verständnis für die Gesellschaft: „Ich glaube an Mitmenschlichkeit, Solidarität, Gerechtigkeit. Von der Sonnenenergie abgesehen ist der Himmel für mich leer.“ Sie engagiere sich gesellschaftlich, weil grundlegende Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte bedroht seien. Probleme hat Koch auch mit dem Staatsverständnis der Linken, die in Sachsen die radikale Trennung von Staat und Religion geordert haben. Der Staat habe die Aufgabe, das Leben in der jeder Form zu fördern und zu schützen – „auch das religiöse Leben“. Kipping kritisiert an der Kirche, dass Frauen nicht in „Führungspositionen“ kommen können. Diese gibt es aus Sicht Kochs sehr wohl. Dass es keine Priesterinnen gebe, habe theologische Gründe. Die Kirche sei zwar Teil der Gesellschaft, müsse aber nicht jede Forderung der Gesellschaft erfüllen.

Koch würde Kipping einladen

Aus Sicht von Kipping brauche Gerechtigkeit keinen Gott: „Aber der Glaube an Gott mag manchen helfen, für eine gerechte Sache zu streiten“, findet die Linken-Politikerin. Kontrovers diskutierten beide die Obergrenze von Flüchtlingen. Während Kipping diese strikt ablehnt, wünscht sich Koch eine differenziertere Lösung. Für den Bischof hat jeder an Leib und Leben Bedrohte, ein Recht auf Asyl. Mit der Flucht der jungen Menschen würden deren Länder jedoch auch destabilisiert. Kipping hob die positiven Aspekte des Zuzugs der Flüchtlinge hervor. Heiner Koch hat noch einen Wunsch für das gesellschaftliche Zusammenleben:„Wir haben uns daran gewöhnt, alles zu marginalisieren, was Hoffnung spenden kann, weil uns Ziele fehlen, für die wir brennen“. Er selbst habe die Vision von einer Welt, in der alle menschenwürdig leben und „in der wir ein bisschen vom Reich Gottes auf Erden verwirklichen“. Um tiefergehende Diskussionen um gesellschaftliche Entwicklungen zu führen, würde er Kipping sogar zu sich nach Hause einladen. Erzbischof Heiner Koch wurde 2006 in Köln zum Bischof geweiht. Nach seinem Wechsel 2013 in das Bistum Dresden-Meißen ist er seit gut einem Jahr Erzbischof von Berlin. Die 38-jährige Katja Kipping ist seit 1998 Mitglied der damaligen PDS. Seit 2005 ist sie Mitglied des Bundestags. Sie ist verheiratet und Mutter einer fünfjährigen Tochter. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/goering-eckhardt-kirche-muss-haltung-zeigen-95133/
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/ramelow-schaerfere-debatte-mit-mehr-kultur-96324/
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