Soko Mirco: Tiefen Glauben erlebt

Der Prozess um den Mord an Mirco hat begonnen. Der WDR begleitete die Eltern des zum Tatzeitpunkt zehnjährigen Jungen bei den Vorbereitungen auf ihren wohl schwersten Gang: Die Konfrontation mit dem mutmaßlichen Mörder vor Gericht. Getragen hat Sandra und Reinhard Schlitter dabei vor allem ihr Glaube.

Von PRO

Seit Weihnachten ziert ein ganz besonderes Plakat die Büroräume der Soko "Mirco". "Spuren im Sand" ist die Überschrift des Posters, es zeigt Fußabdrücke am Strand und im Vordergrund das bekannte christliche Gedicht. "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen", endet es. Die Familie des getöteten Mirco hat den Polizeibeamten das Plakat zu Weihnachten geschenkt. Es zeigt, wie Familie Schlitter es bis heute geschafft hat, mit dem Verlust ihres Kindes umzugehen. "So einen tiefen Glauben" habe er selten erlebt, erklärt einer der Polizisten in der Sendung "Hier und Heute", die der WDR am Samstag ausstrahlte.

"Wir gehen dafür ins Gebet"

Die Journalisten haben für ihre Reportage nicht nur die Arbeiten der Soko nachgezeichnet, sondern auch Familie Schlitter zu Hause besucht – kurz vor ihrem Gang ins Krefelder Landgericht, wo sie zum ersten Mal dem mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes gegenüberstanden. Sandra Schlitter hatte dann vor Gericht ausgesagt, dass ihr Sohn lebhaft und alles andere als ängstlich gewesen sei. "Wir gehen dafür ins Gebet", erklärt sie im WDR-Beitrag auf die Frage, woher sie die Kraft für die Aussage nehme. Sie gebe ihre Lasten ab. "Ich kann ja auch nicht tiefer fallen als in Gottes Hand", sagt Sandra Schlitter und zeigt sich getragen von der Hoffnung, dass sie Mirco irgendwann im Himmel wiedersehen wird.

Nicht zuletzt wegen ihres Glaubens habe sie diejenigen, die wütend gegen den Täter hetzten von Anfang an zur Raison gerufen. "Der bekommt schon seine gerechte Strafe", sagt sie. Nun sollten sich nicht noch mehr Menschen schuldig machen, indem sie den Mann verfluchten. Auch deshalb habe sie Gott gebeten, dass er der Familie helfe, dem Täter zu vergeben.

Mit der scheinbaren Gelassenheit des Ehepaares Schlitter, komme nicht jeder zurecht, erzählt ein Kriminaltechniker im Beitrag. Immer wieder begegne ihm Unverständnis, er persönlich ziehe aber den Hut vor der Familie. Der starke Glaube der Schlitters haue ihn immer noch um. So erinnert sich ein Polizist an Mircos Beerdigung: "Es war eher so, dass sie die Trauergäste getröstet haben", sagt er über Schlitters. Auch diese Kraft hat der Soko letztendlich wohl dabei geholfen, den Fall zu lösen. Fünf Monate lang arbeiteten die Beamten 80 Stunden in der Woche, um letztendlich der Familie gegenübertreten und sagen zu können: "Wir haben Mirco nach Hause gebracht." Das Urteil gegen den mutmaßlichen Täter Olaf H. soll im September fallen. Er hat das Verbrechen bereits vor Gericht gestanden. (pro)

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=7704328
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