„So sind Christen nicht“: Unmut über Folge der ZDF-Serie „SOKO Leipzig“

M a i n z (PRO) - Eine Folge der ZDF-Krimiserie "SOKO Leipzig" ist bei Christen auf Kritik gestoßen. Unter dem Titel "Glaubenskrieger" ging es um glaubensmotivierte Gewalt in einer Familie, die – so das ZDF – einer "strenggläubigen evangelikalischen Gemeinde" angehört. Gemeint waren "evangelikale" Christen.
Von PRO

In der Folge von „SOKO Leipzig“, die am vergangenen Freitag ausgestrahlt wurde, ging es um eine Familie, deren Glaube an Gott, Bibel und Schöpfung thematisiert wurde. Dabei lieferte der strenge Glaube insbesondere des Familienvaters die Motivation für sein Verhalten: Er wurde zum Verbrecher und Mörder.

„Streng und gläubig“

Im Kern ging es in der „SOKO“-Folge um die Familie Steinmann, die „zu den Gründungsmitgliedern einer strenggläubigen evangelikalischen Gemeinde“ gehörte. Als der strenge und gläubige Vater erfuhr, dass seine 16-jährige Tochter Barbara heimlich einen Freund hatte, verprügelte er sie, in der Überzeugung, seine Tochter beschützt und wieder auf den Pfad der Tugend gebracht zu haben.

Von den vorgestellten Gläubigen war beinahe jeder schuldig: Vater Steinmann schlug seine Tochter, die einen unerwünschten Freund hatte. Mutter Steinmann traf sich heimlich mit dem Organisten der Gemeinde. Deren Stiefschwester Maria versuchte die Mutter zu vergiften, weil sie ebenfalls in den Organisten verliebt war. Der Mordversuch traf jedoch die Schwester, die im Krankenhaus verstarb. Der Grund: Der Vater hat die Ärzte geradezu gedrängt, die medizinischen Geräte abzustellen. „Gott hat seine eigenen Pläne“, sagt er in dem Film. Am Krankenbett ihrer Tochter hielt die Familie einen Heilungsgottesdienst ab, der von einem Pastor durchgeführt wurde.

Am Ende der Folge eskalierte die Situation, als die ertappte Stiefschwester Maria mit einer Schrotflinte auf die Ermittler zielte und um ihre Erschießung bettelt. Und Mutter Steinmann sieht sich wegen ihrer Affäre schuld am Tod ihrer Tochter. Kommissar Hajo Trautzschke munterte sie auf: „Lassen Sie es sich von einem Atheisten sagen: Sie sind nicht schuld am Tod ihrer Tochter.“

Morden alle strenggläubigen Christen?

Unter Zuschauern sorgte die „SOKO“-Folge für einigen Unmut. „Sie haben sich an ein schwieriges Thema rangewagt, aber irgendwie kam es so rüber, als würden alle Christen morden und böse sein“, schreibt etwa ein Zuschauer im Internet-Forum zur Serie.

Eine Zuschauerin schreibt in einem weiteren Beitrag: „Es war nicht der Glaube an Gott, der diese Familie krank gemacht hat, sondern es war das, was sie dafür gehalten haben. Und dieser Umstand wurde mir zu wenig ‚klargestellt‘. Es gab nur einen kleinen Hinweis vom Beamten ‚Patrick‘ – aber trotzdem blieb diese Familie, sozusagen wie ein Prototyp des evangelikalen Christen, als einzige und wahre Repräsentanten der Christen und das stimmt aber überhaupt nicht. Der Glaube an Gott wurde hier als Ursache allen Übels dargestellt und nicht das Problem der falschen, weil bigotten Frömmigkeit.“

Christen fühlen sich falsch dargestellt

Auch andere Christen, die die Folge gesehen haben, fühlen sich falsch dargestellt. „Wer von Gott berührt wird, der wird ein neuer Mensch. So jemand liebt Gott von ganzem Herzen und ganzer Seele – und seinen Nächsten wie sich selbst. Sein Antrieb ist die Barmherzigkeit, wie auch er Barmherzigkeit von Gott erfahren hat. Die Bigotterie beginnt dort, wo eine Person ihren Glauben und ihr Verständnis zum Zwang für andere macht und sich selbst zum Richter aufschwingt und als ‚Stellvertreter Gottes‘ die ‚Urteile‘ fällt. Das aber hat mit wahrem, weil von Gott gewirktem Christsein nichts zu tun. Es muss unterschieden werden zwischen menschlicher Religiosität und von Gott gewirktem Glauben“, schreibt ein weiterer Zuschauer im Internet-Forum.

Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake (Wetzlar), kritisierte die selektive und falsche Darstellung einer offenbar evangelikalen Familie. „Nicht alle Christen, die an Gott, die Schöpfung und die Bibel glauben, sind gewalttätig und verhalten sich wie Sektenmitglieder. Der in der Folge als strenggläubig bezeichnete Vater wurde als willkürlich und diktatorisch gezeigt. Das ist aber ein in jeder Hinsicht unchristliches Verhalten“, sagte Baake. „Christen dürfen nicht aufgrund ihres Glaubens als gewalttätig und sektiererisch dargestellt werden, denn genau das sind Christen nicht.“ Die Folge der Fernsehserie vermittele daher ein falsches Bild von Christen.

„Gerade Christen nehmen sich zudem nicht das Recht, über Leben und Tod zu bestimmen“, so Baake in Bezug auf die Filmszene, in der der Vater die medizinischen Geräte abschalten ließ. „Christen lehnen keine medizinische Hilfe ab und sind keine wissenschaftsfeindlichen Sektenmitglieder, wie dies eben in der ‚SOKO‘-Folge dargestellt wurde. Nicht nur hier hätten die Filmemacher wesentlich exakter recherchieren müssen“, so Wolfgang Baake. Nur so sei es auch zu erklären, warum der Titel der Folge ausgerechnet „Glaubenskrieger“ lautete.

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