Religiöse Begriffe finden im Sport häufig Verwendung: Der Reporter spricht von einem Wunder, Spieler bekreuzigen sich beim Betreten des Spielfeldes, und Fans zweifeln am "Fußball-Gott". In einer Fan-Studie hat der Bielefelder Theologe und Religionspsychologe Constantin Klein erforscht, was Fußball mit Religion und Gottesglaube zu tun hat.
Von PRO
Foto: wildman / fotolia
Unter der Überschrift "Die Heilige Zeit der Sportschau" analysiert Klein den Fußball und vergleicht ihn mit Religionstheorien. Der Wissenschaftler macht deutlich: Wenn es um "Sinnstiftung" gehe, habe der Fußball für überzeugte Fans das Zeug zur Religion. Dies lasse sich eindeutig daran ablesen, dass Schalke 04 in Gelsenkirchen Religion sei und mit dem Torwart Toni Turek ein "Fußball-Gott" den Deutschen 1954 in Bern den WM-Titel ermöglicht habe.
Explizite und implizite Formen von Religiosität
Aus Kleins Sicht gibt es explizite und implizite Formen der Religiosität im Fußball. Wenn ein Spieler ein T-Shirt mit einem klaren Bekenntnis zu Jesus trage, möchte er erkannt werden. Implizit werde der Bezug von Religion und Fußball deutlich, wenn Fans ins Stadion zum "heiligen Rasen pilgerten" und das Ganze möglichst "in Kutte". Mit Blasphemie und "gotteslästerlichem Verhalten" habe dies aber nichts zu tun, so Klein.
Religion beziehe sich im westlichen Abendland nur auf das Christentum. In anderen Ländern sei sie eine Vokabel, die meistens "mit Kult und Kultur, mit Philosophie, Formen der Weltdeutung und vielleicht sogar mit Wissenschaft zu tun" habe. Die Unterscheidung zwischen einem geistlichen und einem profanen Lebensbereich spiele woanders gar keine Rolle. Als ein Beispiel für volksnahe Frömmigkeit nennt Klein einen buddhistischen Mönch, der den Fußballer David Beckham als selbstgefertigte Goldstatue in einem Schrein aufbewahre. Der Mönch habe dies damit begründet, dass Beckham "Begeisterung und Inspiration wie ein Heiliger" erzeuge.
Ungewissheiten möglichst gering halten
Früher seien Völker für Gott und Vaterland in den Krieg gezogen, betont Klein. Da sei es doch "viel zivilisierter, sich göttlichen Beistand im Sport zu wünschen". Dabei spiele häufig auch der Aberglaube eine Rolle. Dabei gehe es oft darum, Ungewissheiten des Sports zu minimieren. Die abergläubischen Handlungen seien zwar häufig irrational, deswegen aber psychologisch nicht unwirksam: Handlungen aus Aberglaube erzeugten ein Gefühl der Kontrolle und brächten "vielleicht beim Elfmeterschießen das entscheidende Quentchen Selbstsicherheit".
Auch bei den Fans gebe es eine Verbindung zwischen Fußball und Religion. Borussia Dortmund etwa singe seine Vereinshymne auf eine Gospel-Melodie. Zudem habe der Verein einen kirchlichen Ursprung, wurde er doch vom "Jungmännerverein Dreifaltigkeit" mit begründet. Ein weiteres Beispiel für die Verknüpfung von Fußball und Religion sei der 1. FC Köln, wo mit Geißbock Hennes ein Tier für Sieg und Niederlage zuständig sei.
Klein bilanziert: Jede Weltanschauung ziele darauf ab, dem Leben einen Sinn zu geben. Dieser könne auch darin bestehen, einmal in der Woche ins Stadion zu pilgern oder die Sportschau samstags zur "heiligen Zeit" zu erklären. Der Fußball sei nicht Religion, aber immerhin religionsfähig: "Er erfüllt nicht nur Funktionen von Religion, sondern hat auch inhaltliche Momente, die dem entsprechen." (pro)
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