Singende Priester sorgen für Unmut

Frankreich legt Wert auf die konsequente Trennung von Staat und Kirche. Ein Beispiel aus Paris zeigt, dass dieses Ansinnen mitunter seltsame Züge annimmt.
Von PRO
„Les Prêtres“ dürfen nun in der Pariser U-Bahn „Metro“ Reklame für ihr Benefitzkonzert machen

Die Franzosen Jean-Michel Bardet, Charles Troesch und Joseph Dinh Nguyen Nguyen machen gemeinsam Musik. Sie singen und nennen sich „Les Prêtres“, die Priester. Der Name ist Programm, denn die Musiker sind katholische Geistliche. Nun haben die Christen mit einem Werbeplakat für ein Konzert ungewollt für Unfrieden gesorgt.
Drei Alben haben sie eingespielt und damit vordere Plätze in den französischen Charts belegt. Mehr als 800.000 Stück wurden allein von der ersten Platte mit religiöser Musik unter dem Titel „Spiritus Dei“ in Frankreich verkauft. Auch in den Nachbarländern Belgien und Schweiz sind die beiden Priester und der ehemalige Seminarist als die singenden Priester populär. Teile der Einnahmen spenden die Musiker an karitative und humanitäre Einrichtungen. Das haben die Musiker auch mit den Einnahmen eines Konzertes am 14. Juni in der Pariser Konzerthalle „Olympia“ geplant. Daher ließen sie auf das Werbeplakat den Hinweis drucken, dass ein Teil des Erlöses Christen im Mittleren Osten zugute kommen soll. Das wiederum rief die Verwaltung des staatlichen Betreibers des öffentlichen Personennahverkehrs in Paris, die „Groupe RATP“, auf den Plan.

Kein Respekt vor Laizismus

Die RATP befand, dass es dem Plakat an „Respekt gegenüber dem Prinzip der religiösen Neutralität“ mangele, berichtet die Tageszeitung Die Welt am Donnerstag. Die Angestellten der Verkehrsbehörde mutmaßten in dem Plakat einen Widerspruch zum Prinzip der Laizität, also der strikten Trennung von Staat und Kirche. Daher wollten sie den Aushang in der Pariser U-Bahn und den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erlauben. Die Laizismuswächter der Verkehrsbehörde ernteten für ihre Entscheidung Kritik von der Öffentlichkeit und der Politik. Die Welt schreibt, dass „ein lauter Aufschrei durch das Land“ gegangen sei.

Premierminster twittert, wo es lang geht

Am Montag dieser Woche schaltete sich Frankreichs Premierminister Manuel Valls öffentlich in die Debatte ein. Über seinen offiziellen Twitter-Account teilte Valls mit: „Schluss mit den unfruchtbaren Debatten! Unterstützen wir die Christen des Orients, Opfer des aufklärungsfeindlichen Terrors. Die RATP muss Verantwortung übernehmen.“ Nach dem Appell des Premiers ruderten die Angestellten der RATP zurück. Das Plakat dürfe nun mit dem Hinweis „Für die Christen des Orients“ in den öffentlichen Verkehrsmitteln aufgehängt werden.
Gründer von „Les Prêtres“ ist Jean-Michel di Falco Léandri, Bischof der Diözese von Gap und Embrun im Departement Hautes-Alpes, an der Grenze zu Italien gelegen. Mit der Musik wollte der Geistliche finanzielle Mittel zur Renovierung einer Kapelle in dem Ort Gap und dem Bau einer Schule in Madagaskar beisteuern. (pro)

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