Muss ein Neunjähriger wissen, was ein Orgasmus ist? Über die frühe Sexualisierung von Kindern in Schule und Kindergarten tobt ein heftiger Streit. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung berichtet auch von betroffenen Christen.
Von PRO
Foto: S. Kobold / fotolia
Kinder sollen unbeschwert lernen. Wie viel Sexualität für die Erziheung dienlich ist, darüber streitet sich die Gesellschaft gerade
Das Titelthema „Die nackte Wahrheit“ im Süddeutsche Zeitung Magazin beginnt mit dem Beispiel einer Viertklässlerin, die sich geweigert hatte, am Sexualkunde-Unterricht teilzunehmen. Ihr Vater wurde deswegen mit einem Bußgeld von 150 Euro belegt. Als er die Summe nicht bezahlte, musste er für einen Tag in Haft. Auch seiner schwangeren Frau sei Gefängnis angedroht worden. Die Familie mit insgesamt neun Kindern nehme den christlichen Glauben sehr ernst, schreibt der Journalist Rainer Stadler über den Fall aus Siegen, der etwa anderthalb Jahre zurückliegt. Gegen neue Formen der „Frühsexualisierung“ demonstrierten in vielen deutschen Städten besorgte Eltern. Sie störten sich unter anderem daran, dass die Kinder zu Doktorspielen ermutigt oder in einem für sie ungeeigneten Alter über Verhütungsmittel informiert werden. Die Eltern fordern ein Mitspracherecht und mehr Transparenz. Politische Unterstützung bekämen die Gegner der frühen Aufklärung lediglich von der Alternative für Deutschland (AfD), der Partei Bibeltreuer Christen (PBC) und rechtsextremen Parteien, heißt es in dem Artikel.
Sexualpädagogen: Je früher, desto besser
Die Sexualpädagogen vertreten bei der Aufklärung die These: „Je früher, desto besser.“ Kinder müssten wissen, dass es noch andere Formen des Zusammenlebens gibt, als heterosexuelle Zweierbeziehungen. Der Kieler Sozialpädagoge Uwe Sielert, Autor eines Aufklärungsbuches mit Bildern nackter und masturbierender Kinder, meint, dass „Kinder in Sachen Sexualität Fragen stellen und Themen ansprechen, die für ihr Alter eigentlich unangemessen“ seien. Lehrer stünden in der Pflicht, auf solche Fragen zu reagieren. Viel pornografisches Material sei so leicht zugänglich wie nie zuvor. Zugleich fehle den Kindern ein Ansprechpartner, weil sie die Eltern mit diesen Fragen nicht beschämen wollten.
Sielert bestätigt, dass Sexualerziehung zu Irritationen führen kann, hofft aber, das dadurch Vorurteile abgebaut werden, etwa gegen Lesben und Schwule.
Anders sieht das die Publizistin Babarbara Sichtermann. Sie findet, dass die Jugendlichen die „erotische Sicht auf die Dinge aufgenötigt bekommen“. Die ältere Generation greife in die Belange der jüngeren ein.
Sexualkunde seit 1970ern auf dem Lehrplan
Die Schulen sind seit den 1970er Jahren verpflichtet, ihre Schüler sexuell aufzuklären. Wie dies geschieht, liegt im Ermessen des Lehrers. Früher sei es darum gegangen, die Sexualität bei Kindern so lange wie möglich hinauszuzögern, heute sei oft das Gegenteil der Fall, berichtet das Magazin. Der Würzburger Pädagogikprofessor Walter Müller argumentiert, dass der Reiz des Geheimen und Verbotenen verloren gehe, je mehr im Unterricht über Sexualität gesprochen werde. Den aktiven Einfluss der schulischen Sexualerziehung hält er für sehr begrenzt. Der Lehrer beurteile die Schüler und vergebe ihnen Noten. Mit ihm die intimsten Fragen zu besprechen, hält er für nicht konstruktiv. (pro)
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