Sexualisierte Gewalt in der Kirche: „Jahrzehntelanges Versagen“

EKD, Kirchen und Diakonie haben nach der „ForuM“-Studie „jahrzehntelanges Versagen“ bei sexualisierter Gewalt in ihren Einrichtungen eingestanden. In einer gemeinsamen Erklärung übernehmen sie dafür die Verantwortung.
Von Norbert Schäfer
Schatten-Missbrauch

Mit einer gemeinsamen Stellungnahme haben sich am Dienstag die 20 Landeskirchen, der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Bundesvorstand der Diakonie Deutschland zu den Ergebnissen der „ForuM“-Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie geäußert. Die Erklärung betont ein „jahrzehntelanges Versagen“ im Umgang mit Betroffenen und die Notwendigkeit von Prävention, Transparenz und einheitlichen Verfahren zur weiteren Aufarbeitung.

„Sexualisierte Gewalt gehört zur Realität unserer Kirche und unserer Diakonie. Diese Einsicht nimmt uns in die Pflicht. Wir übernehmen die Verantwortung“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Kirchenleitungen, des EKD-Rates und der Diakonie. Die Studie zeige auf, dass bisher nicht einheitlich, betroffenenorientiert oder initiativ genug gehandelt wurde. Ein Beteiligungsforum mit Betroffenenvertretern und Beauftragten soll nun einen klaren Maßnahmenplan entwickeln.

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„Im Beteiligungsforum, in unseren Landessynoden und vor Ort in den Kirchenkreisen und Gemeinden sowie auf allen Ebenen der Diakonie werden wir uns mit den Ergebnissen der ForuM-Studie und ihrer Bedeutung für unsere Kirche und Diakonie transparent und offen auseinandersetzen“, erklären die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Kirsten Fehrs, und Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

Auf Basis einer gemeinsamen Erklärung der EKD, der Diakonie Deutschland und der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) würden laut der Pressemitteilung aktuell in Verbünden von Landeskirchen und Landesverbänden regionale und unabhängige Aufarbeitungskommissionen aufgebaut. Diese Kommissionen sollen die Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie fortführen.

Die Erklärung im Wortlaut:

Gemeinsame Erklärung der Landeskirchen und des Rates der EKD sowie des Bundesvorstandes der Diakonie Deutschland zur Aufarbeitungsstudie „ForuM“

1. Die Ergebnisse der ForuM-Studie legen ein jahrzehntelanges Versagen der evangelischen Kirche und der Diakonie auf allen Ebenen und in allen Landeskirchen offen. Betroffene Personen wurden nicht gehört, Taten nicht aufgearbeitet, Täter geschützt und Verantwortung nicht übernommen. Sexualisierte Gewalt gehört zur Realität unserer Kirche und unserer Diakonie. Diese Einsicht nimmt uns in die Pflicht. Wir übernehmen die Verantwortung.

2. Mitte Februar wird das Beteiligungsforum zusammen mit Forschenden die Ergebnisse und Empfehlungen erstmals beraten. Wir unterstützen diesen Diskussionsprozess im Beteiligungsforum. Dort, in unseren Landessynoden und vor Ort in den Kirchenkreisen und Gemeinden sowie auf allen Ebenen der Diakonie werden wir uns mit den Ergebnissen der ForuM-Studie und ihrer Bedeutung für unsere Kirche und Diakonie transparent und offen auseinandersetzen.

3. ForuM macht deutlich, dass wir oft nicht einheitlich, nicht betroffenenorientiert und nicht mit der nötigen Initiative vorgegangen sind. Daher ist es richtig, dass nun Betroffenenvertreter*innen sowie kirchliche und diakonische Beauftragte im Beteiligungsforum der EKD einen klaren Maßnahmenplan für die evangelische Kirche und Diakonie insgesamt entwickeln. Wir stehen hinter diesem Grundsatz der direkten Mitentscheidung von Betroffenenvertreter*innen im Beteiligungsforum. Und wir verpflichten uns zu einheitlichen Standards der Prävention und Transparenz, einheitlichen Anerkennungsverfahren und einem einheitlichen Prozess der weiteren Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

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