In Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, unterrichten amerikanische Lehrer an einer Hochschule des Landes. Die „Pyongyang University of Science and Technology“ unterscheidet sich jedoch einem Bericht der New York Times (NYT) zufolge gravierend von anderen Bildungseinrichtungen in dem totalitär regierten Land. Die Hochschule im sonst religionsfeindlichen Nordkorea wird demnach von Christen geleitet.
Nun ist die Hochschule möglicherweise in den Sog der Auseinandersetzungen zwischen den USA und Nordkorea geraten. Wie die NYT berichtet, sind bereits im April zwei amerikanische Lehrkräfte verhaftet worden. Die Verhafteten könnten demzufolge dem Regime um Diktator Kim Jong-un als eine Art „Hebel“ dienen. Die NYT vermutet hinter der Festnahme eine Strategie der nordkoreanischen Regierung, die mit den Inhaftierten nun eine Art Pfand in der Hand habe. In dem Konflikt um das Atomwaffenprogramm Nordkoreas werde mit hohen Einsätzen gespielt. Die USA beobachten die Entwicklung des Atomwaffenprogramms in dem totalitären Land kritisch. Nordkorea behauptet, über einsatzbereite Kernwaffen und entsprechende Trägersysteme zu verfügen und arbeitet an der Entwicklung einer Interkontinentalrakete. Erst am Dienstag hatten verschiedene Medien über Raketentests in Nordkorea berichtet und auch darüber, dass die USA erstmals zu Testzwecken den Abschuss einer Langstreckenrakete durch ihr nationales Abwehrsystem in Erwägung ziehen.
„Feindlicher Handlungen“ beschuldigt
Wie der Kanzler der Universität, Park Chan-mo, der NYT mitteilte, stehe die Verhaftung der Lehrer nicht im Zusammenhang mit deren Lehrtätigkeit an der Technischen Fakultät. Die Männer seien „feindlicher Handlungen“ beschuldigt worden. Diese Anklage werde demnach oft gegen Menschen erhoben, die unter dem Verdacht stünden, zu spionieren oder zu missionieren. Nach Angaben der Zeitung nutzt die Elite der rund 24 Millionen Einwohner des Landes die von Christen geführte Hochschule zur Ausbildung ihrer Kinder. Grund dafür ist, dass an der Einrichtung neben Informatik, Landwirtschaft und internationalem Finanzmanagement auch Englisch unterrichtet wird. Offiziell bezeichnet sich Nordkorea als Demokratische Volksrepublik. Das Land wird jedoch de facto von Kim Jong-un diktatorisch beherrscht.
Wie die NYT weiter berichtet, wurde die Einrichtung bereits vor sieben Jahren von einem in Südkorea geborenen Amerikaner gegründet. Etwa die Hälfte der Lehrer der Bildungseinrichtung sind demnach Amerikaner. Denen sei allerdings verboten worden, in dem Land zu predigen. Die Einrichtung, die von Christen geleitet wird, ist umstritten. Ein Vorwurf aus Südkorea lautet beispielsweise, dass an der Schule zukünftige Computer-Hacker für das menschenverachtende Regime, das seine Nachbarn mit Atomwaffen bedroht, ausgebildet würden. Kritiker vermuten zudem, dass die Einrichtung auch auf Kompromisse gegenüber dem nordkoreanischen Regime eingehen musste. Dem Bericht der Zeitung zufolge, der sich auf Aussagen eines ehemaligen Lehrers der Hochschule stützt, müssen die Studenten ihre Loyalität gegenüber dem Diktator Kim Jong-un öffentlich durch das Singen von Liedern bekunden. Lehrkräfte der Einrichtung dürften zudem das Gelände der Einrichtung nur in Begleitung verlassen und das Unterrichtsmaterial werde von staatlichen Stellen geprüft.
Auf dem Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors belegt Nordkorea den ersten Rang. Der zuletzt im Januar veröffentlichte Bericht listet die 50 Länder auf, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden. Dem Index zufolge können die rund 300.000 Christen in dem Land nur im Untergrund existieren. Wegen ihres Glaubens drohen ihnen Hinrichtung oder Straflager. (pro)
Von: nob