Seehofer weist Vorwurf unchristlicher Politik zurück
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe einer „unchristlichen Flüchtlingspolitik“ zurückgewiesen. 45 Ordensobere hatten in einem offenen Brief die Maßnahmen und die Wortwahl des CSU-Politikers kritisiert.
Horst Seehofer hat auf die gegen ihn erhobene Kritik an einer unchristlichen Flüchtlingspolitik reagiert
„Den Vorwurf der Unchristlichkeit und Unmenschlichkeit, das will ich nicht annehmen“, erklärte Seehofer und ergänzte: „Wir betreiben eine Politik, die sehr christlich und sehr human geprägt ist.“ Der CSU-Vorsitzende reagierte damit auf die Vorwürfe einer „unchristlichen“ und „unmenschlichen“ Politik gegenüber ankommenden Asylbewerbern. In Bayern würden diese umfassend versorgt und erhielten ein bundesweit einzigartiges Integrationspaket, sagte Seehofer am Freitag. Trotzdem bleibe für ihn die Frage der Begrenzung der Zuwanderung ganz oben auf der Tagesordnung.
Am vergangenen Mittwoch hatten 45 Ordensobere ihren Unmut an der Politik von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kundgetan. In einem offenen Brief warfen sie ihm eine „verfehlte Politik und eine unangemessene Rhetorik“ vor. Initiiert hat den Brief die Franziskanerin Mirjam Schambeck. Sie beklagt, dass mit der Rhetorik Seehofers Geflüchtete in ein zwielichtiges Licht gestellt würden.
„Nicht christlich, Einheimische zu überfordern“
Der Journalist Andreas von Delhaes-Guenther verteidigt Seehofer in einem Kommentar im von der CSU herausgegebenen Bayernkurier. Die bayerischen Kommunen und deren ehrenamtliche Helfer hätten ihre Belastungsgrenze überschritten. Der anhaltende Flüchtlingszuzug und der nahende Winter könnten die Situation noch deutlich verschlechtern, schreibt von Delhaes-Guenther. Er fragt sich deswegen, ob die weitere Unterbringung in Turnhallen und Zeltstädten überhaupt noch als human und christlich gelten könne.Es sei auch nicht christlich, Flüchtlinge in die Wohnungs- und Perspektivlosigkeit zu entlassen, weil man „niemals alle in den Arbeitsmarkt integrieren“ könne. Zur biblischen Nächstenliebe gehöre genauso die Liebe zu sich selbst. Die Bibel lehre, im Rahmen der Möglichkeiten zu helfen, aber nicht unbegrenzt. Deswegen dürfe niemand gezwungen werden, mehr zu leisten, als er leisten könne: „Ein ‚zukunftsweisender Weg‘ ist unbegrenztes Teilen jedenfalls nicht“, kommentiert der Redakteur.
Probleme hat von Delhaes-Guenther damit, dass Sorgen und Nöte der eigenen Bevölkerung an den Rand gedrängt würden: „Solidarität ist keine Einbahnstraße nur für Flüchtlinge.“ Verantwortungslos und nicht christlich wäre es für ihn, die Einheimischen zu überfordern. Die Forderung der Briefschreiber gegen Transitzonen und die Liste der sicheren Herkunftsstaaten komme reichlich spät. Die Kommunen in Bayern bemühten sich um eine bestmögliche Unterbringung der Flüchtlinge. Vor allem der unbegrenzte Zuzug habe die aktuelle Situation verursacht.
Die Passage der Ordensleute zu den oft „menschenunwürdigen Zuständen“ konterkarierten die Bemühungen der Kommunen, zumal der Standard in den Unterbringungen weit über dem der Herkunftsländer der Asylsuchenden liege. Seehofer nehme das achte Gebot ernst, indem er die Bürger nicht über die wahren Zustände im Freistaat belüge, und habe sich immer wieder von Rechtsextremen distanziert. (pro)
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