Sechs von zehn Befragten finden sich in der Berichterstattung nicht wieder

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland erkennt sich in der Medienberichterstattung kaum wieder. Das zeigt eine Umfrage. Besonders im Osten und auf dem Land ist das Vertrauen gering.
Von Norbert Schäfer
Eine fundierte Berichterstattung ist die Grundlage dafür, dass Demokratie funktionieren kann

Die Debatte um Meinungsvielfalt in den Medien bekommt neuen Zündstoff. Auslöser war ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Rundfunkgebühr: Eine Frau aus Bayern hatte ihre Zahlung verweigert, weil sie ARD, ZDF und Deutschlandradio Einseitigkeit vorwarf. Laut einer aktuellen Umfrage der digitalen Magazinplattform „Readly“ teilen viele Deutsche diese Wahrnehmung.

Sechs von zehn Befragten gaben einer Pressemitteilung vom Dienstag nach an, sich in der Berichterstattung deutscher Medien nicht oder eher nicht wiederzufinden. Nur rund jeder Zehnte fühlt sich dem Umfrage zufolge in der öffentlichen Darstellung in seiner Lebensrealität repräsentiert. Auch drei Viertel der Studierenden finden sich in der Medienberichterstattung nicht wieder. Die repräsentative Online-Befragung wurde im Juli 2025 vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von Readly unter 2.500 Personen durchgeführt.

AfD kommt nicht vor

Besonders groß ist die Distanz im Osten Deutschlands: Dort sagen rund 70 Prozent der Befragten, sie fühlten sich in den Medien nicht repräsentiert – im Westen sind es knapp 60 Prozent. Auffällig ist auch der Unterschied zwischen Stadt und Land: In dicht besiedelten Regionen ist das Vertrauen in Medien größer, während Menschen in ländlichen Gebieten deutlich kritischer urteilen.

„Regionale Vielfalt ist entscheidend für Vertrauen in Medien“, betont Marie-Sophie von Bibra, Geschäftsführerin von Readly Deutschland. Wenn große Teile der Bevölkerung sich in ihrer Lebensrealität nicht in den Medien wiederfänden, sei das ein „demokratisches Problem“.

Auch politisch zeigen sich Unterschiede: Besonders AfD-Wähler fühlen sich „fast geschlossen nicht repräsentiert“. Doch auch über Parteigrenzen hinweg sei das Gefühl weit verbreitet, zu selten mit den eigenen Sichtweisen oder Lebensrealitäten in der medialen Darstellung vorzukommen. Die Kritik an mangelnder Vielfalt ziehe sich quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Die Suche nach möglichen Ursachen sei schwierig und reichten laut Bibra „von algorithmisch verstärkten Wahrnehmungsblasen bis hin zu strukturellen Verzerrungen in der journalistischen Themenauswahl“.

Das Fazit der Studie: Vertrauen braucht Repräsentation. Wenn sich die Mehrheit der Menschen in Medien nicht wiederfinde, müsse das ernst genommen werden. Für Bibra steht fest: „Repräsentation ist keine Frage der Quote, sondern der Haltung und ein klarer Auftrag, regionale Stimmen und Lebensrealitäten wieder stärker in den Fokus zu rücken.“

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