Science-Fiction scheitert an den „letzten Antworten“
In Filmen und Büchern der Science-Fiction tauchen häufig religiöse Motive auf. Eine Sendung im Deutschlandfunk fragte danach, warum Religion und Science-Fiction zusammenpassen, und stellt einen entscheidenden Unterschied heraus.
Von PRO
Foto: Lucasfilm
Science-Fiction ist ein Genre, das sich mit den existenziellen Fragen der Menschheit beschäftigt. Deshalb gibt es darin, wie beispielsweise in Star Wars, auch viele religiöse Bezüge.
Die Star-Wars-Filme sind nur eines von vielen Beispielen von Science-Fiction, das verschiedene religiöse Motive aufgreift: Nicht allein der Kampf Gut gegen Böse, auch die Erlöserfigur Luke Skywalker und der Glaube an die „Macht“ erinnern an Elemente, die unter anderem im Christentum auftauchen. Aber auch andere literarische und filmische Werke dieses Genres bedienen sich spiritueller, religiöser Elemente.
Der Gießener Theologe und Literaturtheoretiker Linus Hauser verweist in einer Sendung des Deutschlandfunks vom Mittwoch zum Beispiel auf die Romanserie „Dune“ von Frank Herbert, die sich um den Wüstenplaneten Arrakis dreht. Darin hat einer der Protagonisten eine Vision, die einer Himmelsreise „jenseits von Raum und Zeit“ gleicht. Hauser sieht darin eine Parallele zu religiösen Überlieferungen: „In allen Religionen und Mythen gibt‘s Elemente, wo ein Mensch emporgehoben wird in die Himmelssphären. Mohammed hat auf einem Pferd so eine Himmelsreise gemacht.“ Im Kontext von Science-Fiction sei diese Reise dann oft eine Zeitreise oder führe die Protagonisten ins All, „zu den Ursprüngen des Universums“.
Einen Grund für die religiösen, mystischen und spirituellen Bezüge in der Science-Fiction sieht Hauser darin, dass der moderne Mensch unter „Erkenntnisschocks“ leide. Zum einen weil die Evolutionstheorie ihm erkläre, dass er vom Affen abstamme; zum anderen, weil er wisse, dass die Erde nicht mehr die Mitte des Weltraumes sei. „Immer mehr neue metaphysische Orientierungsaufgaben kommen auf uns zu.“
So könnten die Menschen demnächst mit Wesen konfrontiert sein, „die wir selbst geschaffen haben und die uns ebenbürtig oder gar überlegen sind“, sagt Hauser in der Sendung. Das relativiere den Menschen in seinen metaphysischen Überlegungen und könne zu der Frage führen: „Ist das Christusereignis vielleicht irgendein nebensächliches Ereignis auf einem Provinzplaneten?“
Die Frage nach dem Sinn verbindet Religion und Science-Fiction
Aufgrund solcher Probleme entwickelten Menschen neue Mythen, um die menschliche Existenz zu ergründen. Science-Fiction sei ein Kulturgut, „das sehr viele Dinge behandelt, die uns unmittelbar angehen“. Das könne dazu führen, dass aus diesen fiktiven Denksystemen und Gedankenspielen „etwas werden kann, was Leute dann mit allem Bierernst einer religiösen Überzeugung einander gegenseitig aufpfropfen und antun“. So seien aus Science-Fiction-Ideen auch schon religiöse Weltanschauungen entstanden wie etwa Scientology, dessen Gründer Ron Hubbard einst Geschichten dieses Genres geschrieben hat. Die „Church of All Worlds“, eine der größten neuheidnischen Religionen in den USA, sei inspiriert von Robert Heinleins Science-Fiction-Roman „Stranger in a Strange World“.
Die existenzielle Sinnfrage zu stellen, das verbinde Religion und Science-Fiction, stellt der Beitrag des Deutschlandfunks fest. Und kommt am Ende zu einem entscheidenden Unterschied: Religion biete Heilsversprechen und Antworten auf die Fragen nach dem Woher und Wohin der Menschheit. Science-Fiction thematisiere, „wie die Menschheit nach der Antwort sucht, in Raum und Zeit die Grenzen immer weiter verschiebt, wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist“. Doch die letzte Antwort könne Science-Fiction nicht geben. (pro)
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