Befürworter der "Homo-Ehe" reagierten empört und forderten einen Boykott der Restaurantkette. Unterstützt wurden sie von den linksliberalen Bürgermeistern der Metropolen Boston und Chicago, die mitteilten, Chick-Fil-A sei in ihren Städten nicht willkommen. Kann man noch von "Meinungsfreiheit" sprechen, wenn ein christlich geführtes Unternehmen derart unter Druck gesetzt wird? Man beachte: Firmen wie Apple und Amazon, Starbucks und Microsoft, spenden Millionenbeträge für politische Kampagnen zu Gunsten der "Homo-Ehe". Diese Art von Meinungsartikulation ist genehm, eine andere nicht.
Christen in den USA haben diese Geschichte nicht auf sich sitzen lassen: Über soziale Netzwerke erklärten sie den gestrigen Mittwoch zum "Chick-A-Fil Appreciation Day" und stürmten zu Tausenden in die Filialen. Von Küste zu Küste kamen lokale Fernsehsender zu den Schnellrestaurants, um die langen Warteschlangen zu zeigen – von morgens bis abends. Über Twitter vermeldete die Kette Rekordumsätze und betonte, dass es ihr nicht um Politik, sondern nur um gutes Essen gehe.
Fröhlich, friedlich und historisch
Prominente Christen befeuerten die Aktion durch ihre Präsenz: der bekannte Baptistenpastor und Politiker Mike Huckabee warb kräftig für Chick-Fil-A, ebenso die republikanische Kongressabgeordnete Michele Bachmann. Prediger-Legende Billy Graham ließ sich ein Mittagessen der Imbisskette nach Hause liefern, die weltweit bekannte Hillsong-Pastorin Christine Caine veröffentlichte ein Foto von ihrem Essen bei Facebook.
Derzeit auf Reisen, durfte ich den Ansturm auf Chick-Fil-A in Chicago selbst miterleben. Die Atmosphäre in der Menschenmenge vor dem hoffnungslos überfüllten Restaurant war fröhlich, friedlich und in gewisser Weise historisch: Evangelikale und Katholiken feierten gemeinsam christliche Werte, zusammen mit Konservativen und Libertären, die für das Recht auf freie Meinungsäußerung demonstrierten. Es wurde gelacht und gehupt, viele ließen sich vor dem Firmenlogo des Lokals fotografieren. An diesem Tag hat sich die schweigende Mehrheit Luft verschafft – und Christen sind in großer Einheit füreinander eingetreten. Das hat mich sehr ermutigt, so etwas würde ich gerne öfter sehen.
Moritz Breckner (derzeit Chicago)