Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat am Mittwoch den „KinderServer“ gestartet. Er soll junge Internetnutzer vor Schmuddel- oder Gewaltinhalten im Netz schützen. Experten kritisieren den KinderServer nun scharf.
Von PRO
Foto: Kalexanderson (CC BY-NC-SA)
Ob Spielen, Chatten oder YouTube-Videos anschauen – den täglichen Umgang mit dem Internet sind bereits die Kleinsten gewohnt. Dabei laufen sie Gefahr, auf pornografische, rechtsradikale oder gewalthaltige Inhalte zu stoßen. Dem soll der KinderServer entgegenwirken, indem er einen freien Zugang zu Internetseiten ermöglicht, die vom Seitenbetreiber ausdrücklich als geeignet für Kinder unter zwölf markiert sind.
Heise.de: KinderServer ist leicht auszutricksen
Nach einem Bericht des Internet-Fachportals www.heise.de von Donnerstag kann der KinderServer sein Versprechen eines „sicheren Surfraums“ nicht halten. Software-Tester der Webseite starteten einen Testlauf mit der Kinderschutzlösung in der Version für das Betriebssystem Windows. Dabei habe sich nach Angaben der Internetseite herausgestellt, dass „die Versionen, die zum Einsatz speziell mit den Webbrowsern Firefox oder Chrome angeboten werden, selbst einem unbedarften 5-Jährigen keine größeren Hürden in den Weg stellen“.
Ziele des KinderServers
Die Software kann auf Windows- oder Mac-Computern installiert werden und leitet dann den gesamten Internetverkehr auf für Kinder unbedenkliche Seiten um. Sucht ein Kind etwa nach ungeeigneten Inhalten, landet es automatisch auf den Seiten von Kindersuchmaschinen. Diese schöpfen nur aus einem Pool von Webinhalten, die von Medienpädagogen oder Jugendschützern als unbedenklich eingestuft wurden.
Weitere Seiten – beispielsweise bestimmte Nachrichtenportale – können die Eltern zusätzlich freischalten. Ein Passwortschutz soll dafür sorgen, dass Nachwuchs-Surfer den „KinderServer“ nicht einfach aushebeln können. Das Programm ist für Eltern, Schulen und Kitas kostenlos und kann per App auch auf Smartphones oder Tablet Computer installiert werden.
„Kinder sollen Spaß daran haben, das Internet zu entdecken und seine Chancen nutzen“, sagte Schröder. „Mein Ziel ist, dass Kinder ihre Medienkompetenz von Beginn an in einem sicheren Surfraum entwickeln.“ Der KinderServer sorge für die nötigen Freiräume zum Surfen auf für Kinder geeigneten Webseiten und schütze vor der Konfrontation mit Inhalten, die Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen.
Heise.de: „Baustelle KinderServer“
Die Probleme hätten bereits bei der Installation begonnen. Als die Tester das Benutzerkonto des Kindes aufriefen, habe sich das Programm zwar unter Angabe des Admin-Passworts installieren und starten lassen, jedoch nicht die Arbeit aufgenommen. „Erst nachdem wir uns ab- und wieder angemeldet hatten, um KinderServer zu beenden und erneut zu starten, war der Proxy aktiv.“
Außerdem stellten die Experten fest, dass ein Kind die Beschränkung der Zugriffsrechte direkt in den Einstellungen des Browsers rückgängig machen könne. Dazu müsse es weder das Passwort der Eltern noch des Computer-Administrators kennen. Mit wenigen Mausklicks sei der KinderServer somit abschaltbar. Damit sei ein sicherer Surfraum für Kinder „noch nicht einmal ansatzweise“ gegeben, schreibt heise.de. „Der Filter funktioniert also nur bei sehr jungen Kindern ohne Computerkenntnisse oder wenn das Kind kooperiert und die Einschränkung durch den Proxy akzeptiert“, lautet das Urteil der Experten.
Die Filterwirkung des KinderServers sei außerdem unzureichend. Die getesteten Kinderseiten habe der Server nicht alle durchgelassen. Sieben Prozent habe er geblockt. Auch sonst habe die Schutzfunktion Mängel aufgewiesen. Beim Test der Hass- und Gewaltseiten sei ein als Unterhaltungs-Seite deklarierter Facebook-Auftritt mit rassistischer Hetze durchgekommen. Blockiert wurde hingegen der Zugriff auf die Homepage der Familienministerin unter www.kristinaschroeder.de. (pro/dpa)
http://www.kinderserver-info.de/
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