Die Öffentlich-Rechtlichen Fernsehsender vertun eine Chance, sich ernsthaft um ein gutes Programm für Kinder zu bemühen. Unkreativ, grell und zu kommerziell - in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" übt der Erfinder der "Sendung mit der Maus", Armin Maiwald, scharfe Kritik am derzeitigen Kinderfernsehen.
Von PRO
Foto: wdrmaus.de
Armin Maiwald brachte 1971 "Die Sendung mit der Maus" ins Fernsehprogramm. "Als wir damals angefangen haben, Fernsehen für Kinder zu machen, hat es Kritik gehagelt. Wie konnten wir nur! Alle, die uns heute loben – die Lehrer, die Pädagogen, die Kindergärtner -, die hätten uns damals am liebsten auf den Mond geschossen", sagt der 69-Jährige gegenüber der FR. Heute würde ein Vorschlag für solch eine Sendung sicherlich bei den Programmmachern abgelehnt, ist er sich sicher. "Wir mussten ja schon lange kämpfen für diesen Sendeplatz am Sonntagmittag in der ARD. (…) Unter den heutigen Voraussetzungen würde die Maus das erste halbe Jahr nicht überleben. Keine Chance."
Hart ins Gericht geht Maiwald mit den Öffentlich-Rechtlichen, aber auch mit den privaten Fernsehsendern. "Seit 20 Jahren herrschen im Kinderfernsehprogramm nur noch Quotendruck und Kommerz", so Maiwald. "Beim Kinderkanal ist alles nur schrill und schreiend bunt, das nähert sich immer mehr dem Privatfernsehen an. Der Kinderkanal wird zwar gespeist von ARD und ZDF, aber da wurden kaum eigene Formate entwickelt." Es würden Millionen Euro für Sportrechte "rausgeballert", aber im Kinderprogramm müsse gespart werden, prangert der Fernsehmacher an. "So kann es kein gutes Kinderfernsehen geben."
Auf dem Kinderkanal liefen Spielshows und Serien "mit einer beständigen aufgesetzten Dauerfröhlichkeit in einer Lautstärke und einer Sprach-Frequenz, die fast schon wehtun". Kinder fänden Spaß und Gags ganz lustig, "aber zwischendurch wollen die auch mal was Ernstes, was zum Denken anregt". Maiwald fügt hinzu: "Die Öffentlich-Rechtlichen sind bescheuert. Wenn sie die Kinder so schlecht bedienen, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn sie sie später als Erwachsene verlieren."
Merchandise statt gutes Kinderprogramm
Kinderfernsehen fände inzwischen überwiegend im Privatfernsehen statt, stellt er fest. "Und da geht es fast nur noch darum, den Kindern etwas zu verkaufen, also sie dazu zu verleiten, von ihren Eltern gewisse Dinge zu verlangen. Da laufen Formate, für die zunächst eine Merchandising-Strategie entworfen wurde und dann erst die Sendung."
Auf die Frage, wie gutes Kinderfernsehen aussehen müsse, antwortet Maiwald: "Es muss die Kinder ernst nehmen, sie mit ihren Themen beliefern, das können Geschichten sein, (…) Vor allem gut gemachte Geschichten, die mit dem Alltag der Kinder zu tun haben. Und es muss informieren, es muss die Kinder neugierig machen und dazu anregen, hinauszugehen und sich die Welt genauer anzuschauen." Die "Sendung mit der Maus" habe immer für die Kinder interessant und für die Erwachsenen nicht langweilig sein sollen. Viele Erwachsene getrauten sich gar nicht mehr, die Fragen zu stellen, die dort behandelt würden. "Die schieben dann die Kinder vor und freuen sich, wenn sie endlich erfahren, wie die Streifen in die Zahnpasta kommen. Im Idealfall sitzen also alle gemeinsam davor und schauen zu."
Dass Eltern mit ihren Kindern gemeinsam fernsehen, ist ohnehin Maiwalds Rat: "Wenn Kinder fernsehen, dann haben sie Fragen, die sie den Eltern stellen. Je größer die Kongruenz der Erfahrungen von Eltern und Kindern sind, desto mehr ist die Basis dafür da, Fragen zu stellen und Antworten zu geben. Man darf das Fernsehen nicht als elektronische Großmutter missbrauchen und die Kinder einfach davor absetzen. Natürlich sind Kinder manchmal anstrengend und nervig. Aber so ist das Leben. Man kann sie deswegen ja nicht einfach vor die Glotze abschieben." (pro)
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