Schulfrei im Ramadan?

Für einen schulfreien muslimischen Feiertag  hat die Türkische Gemeinde in Deutschland plädiert. Dies wäre ein "Zeichen der Toleranz", erklärte ihr Vorsitzender Kenan Kolat in der "Berliner Zeitung". Erst vor zwei Wochen sorgte das Urteil um einen muslimischen Gebetsraum an Schulen für Aufsehen.

Von PRO

"Ich fände es gut, wenn man an einem Tag, etwa dem muslimischen Opferfest zum Ende des Ramadans, allen Kindern frei gibt", sagte Kolat der "Berliner Zeitung". "Das wäre ein Zeichen der Toleranz." Die muslimischen Kinder hätten am sogenannten Zuckerfest ohnehin frei. Mit einer solchen Zusage zeige die deutsche Gesellschaft, dass sie sich auf Zuwanderer einlasse. Andersherum seien viele strenggläubige türkische Eltern inzwischen auch dazu bereit, ihren Kindern zuliebe einen Weihnachtsbaum aufzustellen, obwohl sie dies eigentlich ablehnten.

Mehr Vorbilder für Migranten

Zudem forderte Kolat einen größeren Anteil von Lehrern mit Migrationshintergrund an Berliner Schulen. Diese würden von vielen türkischstämmigen Kindern als "Vorbilder" gebraucht. Bei den bisher tätigen Berliner Lehrern sieht Kolat mangelnde Fähigkeiten: "Manche Lehrer insbesondere aus dem Ostteil Berlins müssten sich zum Beispiel mehr interkulturelle Kompetenz aneignen, um besser auf die migrantischen Schüler eingehen zu können", sagte er. Die Türkische Gemeinde in Deutschland sitzt in der Hauptstadt, existiert seit 1995 und versteht sich als Interessenvertretung türkischstämmiger in Deutschland lebender Bürger.

Erst vor zwei Wochen löste ein Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts eine Debatte aus. Die Richter hatten entschieden, dass muslimischen Schülern das ungehinderte Beten  an öffentlichen Schulen ermöglicht werden muss. Dazu kann auch gehören, dass die Schule Muslimen einen eigenen Raum zum Beten zur Verfügung stellt, damit die religiöse Praxis nicht "demonstrativ bzw. werbend" verstanden wird, so das Gericht. So soll die Neutralität der Schule gewahrt werden.

Schon im Vorfeld des Urteils hatten sich Politiker verschiedener Fraktionen gegen ein muslimisches Gebetsrecht ausgesprochen. Im Zuge der Forderung Kolats führt" ZDF.de" eine Umfrage unter seinen Lesern durch: "Was halten Sie davon: Sollen künftig alle Schüler in Deutschland an einem muslimischen Feiertag schulfrei haben?" Bisher stimmen rund 80 Prozent der über 600 Teilnehmer mit "Nein".

Laut einer Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa) hat sich der Zentralrat der Muslime gegen das Anliegen Kolats ausgesprochen. Generalsekretär Aiman Mazyek erklärte, es sei besser, wenn muslimische Feiertage in deutschen Kalendern aufgenommen würden. Das wäre ein Schritt im Sinne der Integration. (PRO)

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