Schröder: Über Gewalt im Islam sprechen

Kristina Schröder, frühere Bundesfamilienministerin, hat eine ehrliche Debatte über die Gewaltbereitschaft junger zugewanderter Muslime gefordert. Der Islam habe ein anderes Verhältnis zu Gewalt als das Christentum, schreibt sie in der Tageszeitung Die Welt. Gleichzeitig warnt sie vor Verallgemeinerungen.
Von Jonathan Steinert
Welche Rolle spielen Kultur und Religion für die Gewaltbereitschaft?

In einem Essay in der Tageszeitung Die Welt hat die frühere CDU-Bundesfamilienministerin Kristina Schröder gefordert, offen darüber zu sprechen, dass die Gewaltbereitschaft von Migranten höher sei als die von Deutschen. Das festzustellen, sei kein Pauschalurteil über Zuwanderer, sondern eine statistische Aussage. Sie betont, dass nicht alle Gruppen von Migranten gewaltbereiter seien. Das treffe vor allem auf Menschen aus dem „islamisch geprägten Kulturkreis“ zu.

Schröder sieht die islamische Vorstellung von Ehre als problematisch an. Wenn die Ehre verletzt werde, müssten männliche Familienangehörige sie wieder herstellen – auch mit Gewalt, erklärt Schröder und bezieht sich dabei auf Aussagen der Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek. Zwar pflegten nicht ausschließlich und auch nicht alle Muslime diese Einstellung. Aber sie trete bei muslimischen Migranten besonders häufig auf.

Islam hatte keine Aufklärung

Die offene Debatte darüber sei wichtig, um sie nicht denen zu überlassen, „die undifferenziert und verächtlich gegen alle Gläubigen dieser Religion hetzen“. Im Gegensatz zum Christentum habe sich der Islam noch nicht aufgeklärt. Durch Reformation und Aufklärung habe sich schrittweise eine „Interpretation des christlichen Glaubens“, entwickelt, die mit den westlichen Vorstellungen von Demokratie und Rechtsstaat zusammenpasse. Das fehle dem Islam bislang weitestgehend. Er sei fast nur in despotisch geführten Ländern Mehrheitsreligion.

„Ich glaube nicht an die These, dass Christentum und Islam hinsichtlich ihrer dogmatischen und praktischen Legitimation von Gewalt gleich oder auch nur ähnlich sind.“ Die zwei Religionen seien in verschiedenen historischen Zusammenhängen entstanden, zwischen Jesus und Mohammed gebe es deutliche Unterschiede. Schröder stellt klar, dass soziale Bedingungen wie Einkommen oder Bildung ebenfalls zur Erklärung von Gewalt beitragen. Jedoch dürften kulturell-religiöse Gründe dafür nicht ausgeblendet werden.

„Kulturell bedingte Kriminalitätsneigung ist Quatsch“

Vor wenigen Tagen hatte Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) mit Blick auf den tödlichen Angriff am Frankfurter Hauptbahnhof auf ein erhöhtes Gewaltrisiko bei Migranten hingewiesen. Auch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer von den Grünen äußerte sich in dieser Richtung.

Im Zuge der Debatte um diese und eine weitere Gewalttat kritisierte die Journalistin Ferda Ataman in ihrer Kolumne auf Spiegel Online eine Argumentation, die Kriminalität mit der Herkunft von Tätern in Verbindung bringt. „Ich behaupte mal, dass die genetisch oder kulturell bedingte Kriminalitätsneigung primitiver Quatsch ist“, schrieb Ataman. Das sei wissenschaftlich nicht haltbar. Zur vollständigen Wahrheit gehöre, dass bürokratische Hürden, das Bildungssystem und soziale Ausgrenzung dazu führten, dass bestimmte Gruppen eher kriminell würden als andere.

Von: Jonathan Steinert

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