Kinder werden im Internet zur Selbstverletzung bis hin zum Suizid animiert. Davor warnte am Mittwoch die Organisation Jugendschutz.net und rief Eltern und Politik zum Handeln auf.
Von PRO
Foto: Syda Productions| Fotolia
Ritzen, Selbstverbrennung, Suizid: Das alles glorifizieren Jugendliche im Netz, warnen Jugendschützer (Symbolbild)
Ritzen, Selbstverbrennungen und sogar Suizid sind Themen in zahlreichen Internetforen, Chats und Sozialen Netzwerken. Minderjährige werden dort zu gefährlichen Aktionen wie dem Schnupfen von Backpulver oder dem Anzünden von Körperteilen animiert. Auch Aufrufe zu Hungeraktionen sowie die Verherrlichung von Essstörungen finden sich im Netz. Das legt der aktuelle Jahresbericht von Jugendschutz.net offen.
Der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), Siegfried Schneider, sprach bei der Vorstellung in Berlin von Internetseiten, die zur Selbstverletzung aufriefen und auf denen sich oft minderjährige Nutzer durch Wettbewerbe dazu animierten. „Mutproben wie das sich selbst Anzünden“, habe Jugendschutz.net ebenso entdeckt, wie sogenannte Suizidforen, in denen sich schon 9- bis 10-Jährige bewegten und Partner für gemeinsame Selbsttötungen suchten.
8.000 Verstöße gegen Jugendschutz
Insgesamt ist Jugendschutz.net 2014 gegen rund 8.000 Verstöße gegen den Jugendschutz vorgegangen, 80 Prozent davon kommen von ausländischen Internetseiten. Neben der Selbstverletzung seien vor allem Verstöße wegen Pornografie und Rechtsextremismus aufgetreten. Eine deutliche Steigerung der Fälle hat die Organisation bei volksverhetzenden Inhalten durch verbotene Symbole und auch bei islamischem Extremismus festgestellt. Besonders viele jugendgefährdende Inhalte fanden die Experten in Sozialen Netzwerken wie Tinder. Dort würden häufig pornografische Inhalte geteilt. Außerdem würden Nutzer dort zum Beispiel für islamischen Extremismus werben.
Margit Gottstein (Die Grünen), Staatssekretärin im Jugendministerium Rheinland-Pfalz, sagte, die Situation habe sich in den vergangenen Jahren verschlimmert. Das Internet diene Jugendlichen heute in erster Linie als Kommunikationsplattform und präge ihre sozialen Beziehungen. Gottstein sprach von einer „neuen Form von Privatheit“, die auch der Abgrenzung von den Eltern diene. Ein Drittel der Dreijährigen nutze demnach Apps, über 90 Prozent der 12- und 13-Jährigen seien regelmäßig online.
Bedenklicher Umgang mit Younow
Als Beispiel für neue Herausforderungen im Netz nannte sie die Plattform Younow, die direkte Einblick der Netzwelt in Kinderzimmer ermögliche. Dort können Nutzer per Streaming-Dienst selbstgedrehte Videos live im Netz zeigen und chatten. Als „gefährlich“ beschriebe sie es, wenn Kinder und Jugendliche unbedacht Adressen oder Telefonnummern online stellten. Auch Beleidigungen und sonstiges Mobbing gefährde Jugendliche.
Gottstein nahm Eltern und Politik in die Pflicht. „Viele Eltern sind fern von den Kenntnissen, die ihre Kinder schon mitbringen“, sagte sie und forderte mehr staatliche Beratungsangebote. Internetanbieter sollen sich ihrer Meinung nach aktiv an der Weiterentwicklung von Jugendschutzprogrammen beteiligen. (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.