Schöpfung oder Evolution? „Es gibt keinen Streit!“

Am Mittwoch lautete das Thema eines Vortrags der Bibelexpertin Ruth Lapide "Kreation und Evolution – Widerspruch oder Ergänzung?" Die Zuhörer im Bibelhaus Frankfurt erfuhren jedoch nur etwas über Übersetzungsfehler und die Bedeutung der Schöpfungsberichte. Im Deutsch-Aufsatz hieße das: Thema verfehlt!
Von PRO

Zugegeben: Es ist interessant, was Lapide über die Bibel zu berichten weiß. Dass Gott die Frau nicht aus der Rippe des Mannes, sondern seiner "Flanke" geschaffen habe, erfuhr das Publikum am Mittwoch Abend bei ihrem Vortrag. Dass Eva also eine Hälfte des Mannes und damit unentbehrlich sei. Dass sie nicht "Gehilfin" sei, wie Luther übersetzte, sondern "Retterin". Dass ihr Name so viel bedeute wie "Gebärende", aber auch "Sprecherin", "Führerin". Und so weiter.

Das "Bibelhaus Erlebnis Museum" in Frankfurt lud jedoch zu einem Vortrag über die Streitfrage, ob das Leben, wie wir es kennen, durch Schöpfung oder Evolution entstanden sei. Schließen sich die beiden Auffassungen aus oder ergänzen sie sich? Ein spannendes Thema! Lapide umging es jedoch und stellte schlicht klar: Die biblischen Schöpfungsberichte sind in der Bildsprache der Menschen vor langer Zeit verfasst. Sie sind nicht wörtlich zu nehmen, hätten jedoch Relevanz "auch für die Menschen von Übermorgen".

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit besagtem Thema sieht anders aus. Nur quasi als Nebenbemerkung zu sagen, es gebe "keinerlei Streit mit der Evolution", ist zu wenig. Was ist mit dem Wissenschaftsverständnis in jener Zeit, als die Schöpfungsberichte entstanden? Welche Positionen vertreten die verschiedenen Vertreter der Evolutionsbiologie? Könnten diese etwas von den Schöpfungsberichten für ihre Forschungen lernen?

Erst auf Anfragen aus dem Publikum kam Lapide zumindest in die Nähe der Thematik, blieb in ihren Aussagen jedoch ungenau. Einerseits sprach sie davon, dass Gott die Herrschaft über die Welt nicht verloren habe. Andererseits herrsche eben auch der Mensch, und das Leid in der Welt rühre vom Menschen her. Doch was ist mit dem Leid in der Natur?, fragte das Publikum. Ja, auch die Natur habe Freiheit, ebenso wie der Mensch, deshalb gebe es auch das Leid in der Natur.

Lapide beschränkte sich auf ihre Kompetenz, die sie unter anderem in der beliebten Fernsehreihe "Die Bibel aus jüdischer Sicht" auf "Bibel TV" zur Geltung bringt: Interessante Fakten zur Bibel zu präsentieren. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und der Ehrendoktorwürde der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau schloss mit dem Plädoyer, in der Erziehung die Selbstverantwortlichkeit des Menschen zu betonen. "Alles auf den lieben Gott zu schieben, ist mir zu billig." Diesen Aufruf kann man nur unterschreiben. Über das genaue Verhältnis von Evolution und Kreation gab es gestern nichts zu lernen. (pro)

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