Die Kirchen in Deutschland erhalten vom Bund jährlich eine Ausgleichszahlung für Säkularisierungsfolgen des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 2013 waren dies 460 Millionen Euro. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat sich im Interview mit der Tageszeitung Die Welt für mehr Transparenz beim Vermögen der Kirchen ausgesprochen.
Von PRO
Foto: Evangelische Kirche im Rheinland
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider wünscht sich mehr Transparenz beim Umgang mit Kirchengeldern
In der biblischen Geschichte von Hananias und seiner Frau Saphira zeige sich Gott „ausgesprochen ungnädig“, wenn sich jemand der Zahlung von Kirchensteuern zu entziehen versuche, konstatiert Welt-Autor Matthias Kamann im Gespräch mit Nikolaus Schneider in Berlin. Die beiden Urchristen hatten einen Acker verkauft, um den Erlös der Jerusalemer Gemeinde zu spenden, doch sie behielten heimlich einen Teil des Geldes für sich und starben daraufhin. Schneider erwidert: „In der Geschichte drückt sich aus, dass Solidarität in der ersten Gemeinde in Jerusalem überlebensnotwendig war. Doch materielle Fragen seien vom Leben nicht zu trennen, betont der EKD-Ratsvorsitzende. „Auch kirchliches Leben muss organisiert und finanziert werden. Deshalb haben wir die damit verbundenen Kosten miteinander zu tragen.“
Die Diskussion über die Kirchenfinanzen seit der Baukostenexplosion im Bistum Limburg finde er „beschwerlich“. Es stehe ihm allerdings nicht an, den Fall Limburg zu beurteilen, sagte Schneider. Er plädiert für Transparenz für das Vermögen der Kirchen: „Alle Kirchen müssen offenlegen, was sie haben und wofür sie die Erträge einsetzen.“ Bei den Protestanten gebe es solche Bischöflichen Stühle nicht, und deren Haushalte würden von Gremien beschlossen, sodass nicht eine Person allein übers Geld verfügen kann. „Alle Haushalte sind öffentlich und einsehbar.“
Das Finanzierungssystem der Kirchen sei dazu da, den kirchlichen Auftrag zu ermöglichen und so in die Gesellschaft und die Welt hineinzuwirken. Dafür sei das geltende Kirchensteuersystem eine gute Lösung. Weil die Erhebung der Kirchensteuer über das Finanzamt laufe, spare die Kirche dadurch zusätzlich Geld, da sie nicht selbst den organisatorischen Aufwand dafür betreiben müsse. „Dafür erstatten die Kirchen den Verwaltungsaufwand in mehr als kostendeckender Höhe. Allein die evangelische Kirche hat im letzten Jahr 160 Millionen Euro gezahlt.“
„Flüchtlingsfrage betrifft biblischen Auftrag“
Seine Kirche stelle ethische Ansprüche auch an die Finanzwirtschaft und müsse sich daran selbst messen lassen können. Es geht ja nicht an, dass wir Wasser predigen und selbst Wein trinken! Dann wäre etwas faul.“ Schneider fügte hinzu: „Wenn unser eigenes Verhalten skandalisiert wird, dann merken wir, wie unfair manche Skandalisierung sein kann. Spätestens dann lernt man, dass auch Banken gegenüber fair argumentiert werden muss.“
Von einer großen Koalition in Berlin wünsche er sich vor allem ein deutliches Signal beim Thema Flüchtlinge, denen gegenüber Deutschland und Europa offener werden müssten: „Es geht um einen biblischen Auftrag, wie er in Matthäus 25 beschrieben ist: ‚Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. … Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.‘ Das gilt aktuell in besonderem Maße gegenüber den syrischen Flüchtlingen, die ich am Wochenende zusammen mit dem katholischen Bischof Trelle in Jordanien besucht habe.“ (pro)
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