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Schneider: Beschneidungsurteil ist „verfehlt“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat beim traditionellen Johannisempfang in Berlin Kritik am Beschneidungsurteil des Kölner Landgerichts geübt. Vor Prominenten aus Politik und Gesellschaft erklärte er außerdem, er sehe eine "Atmosphäre des Bloßstellens, des Niedermachens, des Draufschlagens" in der modernen Medienwelt.

Von PRO

Foto: EKD (Archivbild von 2010)

"Dieses Urteil halte ich für verfehlt", sagte Schneider über die Gerichtsentscheidung, nach der Beschneidungen in Deutschland künftig strafbar sind. Sie war am Dienstag bekannt geworden. "Was ist das für ein Signal an Menschen jüdischen oder muslimischen Glaubens, die ihre Religion hier leben wollen?", fragte der Präses. Zum Jahresempfang des Bevollmächtigten des Rates der EKD in Berlin am Donnerstag, Prälat Bernhard Felmberg, war auch in diesem Jahr Deutschlands Polit-Prominenz gekommen, allen voran Bundespräsident Joachim Gauck. Doch auch Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Volker Kauder (CDU), Frank-Walter Steinmeier (SPD), Gregor Gysi (Linke), Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) waren in die Französische Friedrichstadtkirche gekommen.

"Atmosphäre des Bloßstellens"

Schneider erklärte in seiner Festrede weiter, er bemerke eine "politische und mediale Gegenwart", in der Menschen "zunehmend härter, brutaler und endgültiger" übereinander urteilten. Ihn beunruhige "diese Atmosphäre des Bloßstellens, des Niedermachens, des Draufschlagens auf Geschlagene". Die Möglichkeit der Anonymität im Netz wirke häufig als ein Problembeschleuniger, denn: "Ein so genannter ’shitstorm‘ ist doch weithin eine hochstilisierte Brutalität in Wort und Sache, die mit einem zivilisierten Freiheitsbegriff nichts zu tun hat." Schließlich gelte: "Verantwortliches und nachhaltiges Handeln in der Welt erwächst aus einer Lebenszuversicht und aus einer Zukunftshoffnung, die Gott das erste und letzte Wort überlassen."

Passend zum Themenjahr "Reformation und Musik" der EKD erklärte Schneider, Luther habe Recht gehabt, mit seinen Worten: "Wer singt, betet doppelt". Prälat Bernhard Felmberg sagte: "Evangelisch zu sein heißt auch, immer zu singen." Doch ein Lied, und sei es ein heute modernes "Gottlob per Handy", also als Klingelton zum Download, könne nicht das Lob Gottes durch Taten ersetzen. Wie modern evangelisches Liedgut klingen kann, zeigte an diesem Abend unter anderem Dieter Falk. Er trat gemeinsam mit seinen zwei Söhnen Max und Paul auf und gab eine Swing-Version des Paul Gerhardt-Liedes "Geh aus, mein Herz, und suche Freud’" zum Besten. So beschwingt ertrugen die Gäste dann auch die spätere Fußballniederlage gegen Italien bei der Europameisterschaft gemeinsam. Denn in seiner zweiten Funktion als Sportbeauftragter des EKD-Rates hatte Felmberg es sich nicht nehmen lassen, das Spiel auf einer Großleinwand vor der Friedrichstadtkirche übertragen zu lassen. (pro)

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