Schirrmacher: Christenverfolgung wird ignoriert

Auf die fatale Situation von Christen im Orient machte in dieser Woche eine Veranstaltung der Politischen Akademie der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in Wien aufmerksam. Auch Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher war als Referentin geladen und erklärte: Eine Unterdrückung konvertierter Christen durch den Islam ist inakzeptabel.

Von PRO

Nicht der Islam als Religion sei das Problem, sondern die Verbindung von Politik und Religion mache Schwierigkeiten, so Schirrmacher, wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz, bei der Veranstaltung am Donnerstag. Der Islam als Gesetzesreligion müsse endlich eine rechtstaatliche Tradition entwickeln und sich reformieren. Nicht nur Christen, auch liberale Muslime würden derzeit massiv unterdrückt und sollten von Europa besonders gefördert und unterstützt werden. In Europa sei das Thema Christenverfolgung zu lange  ausgeblendet und ignoriert worden, zitiert die Akademie Schirrmacher. Auch in Europa gebe es Drohungen gegen Konvertiten und Moslems, die aus dem Islam austreten wollen. Das sei inakzeptabel. Die Religionsfreiheit sei unverhandelbar.

Neben Schirrmacher waren unter anderem Pater Athanasios, Vorsitzender der Koptischen Gemeinde in Griechenland, Altphilologe Efrem Yildiz, Herbert Rechberger vom Hilfswerk "Kirche in Not" oder Werner Frühwirth, Generalsekretär von "Christian Solidarity International" (CSI) in Österreich zu dem Themenabend angereist, der in Kooperation mit dem Österreichischen Akademikerbund veranstaltet wurde. Im Mittelpunkt des Abends stand die Lage der Christen im Vorderen Orient.

Genozid an Christen stoppen

Weltweit würden derzeit 250 Millionen Christen verfolgt, heißt es in einer Mitteilung der Akademie, in neun Ländern stehe die Todesstrafe auf ein Bekenntnis zum Christentum. Pater Athanasios erklärte, Christen dürften sich nie daran gewöhnen, dass Kirchen brennen und Kinder im Orient zwangsislamisiert werden. Muslime und Araber, denen das Konzept der Trinität und die jüdisch-christliche Diversität fremd sei, müssten endlich den kulturellen Genozid an den Christen stoppen. In Ägypten zerstöre der radikale Islam die Essenz der christlichen Gemeinschaft. Zur Zeit kämpfe die christliche Minderheit dort um Ihr Überleben.

Efrem Yildiz betonte, dass Christen seit Beginn ihres Bekenntnisses der Verfolgung ausgesetzt seien und forderte eine historisch-kritische Lesart für den Koran. Auch das Judentum und das Christentum hätten von solchen Texteditionen profitiert. Wesentlich für ein Ende der Christenverfolgung sei, dass die Muslime Christen verstehen. Heute sei der interkonfessionelle Dialog im wesentlichen nur ein Monolog. Für einen ewigen Frieden brauche es aber Respekt von beiden Seiten.

Herbert Rechberger von "Kirche in Not" wies auf die dramatische Situation der christlichen Minderheiten im Irak, Iran und Saudi Arabien hin. Dort würden Christen "getthoisiert", jede missionarische Tätigkeit sei verboten. Noch schlimmer sei es um die Christen in Saudi Arabien bestellt. Der Nachrichtendienst "Kath.web" zitiert Rechberger: Rund 800.000 Christen würden im Land leben, meist Gastarbeiter aus Indien, den Philippinen oder dem Libanon. Private Gebetsversammlungen seien erlaubt, aber jede öffentliche nichtmuslimische Religionsausübung stehe unter Strafe und werde verfolgt. (pro)  

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