Schießerei im Gotteshaus – Computerspiel empört Kirche von England

M a n c h e s t e r (PRO) - Schwer bewaffnete Männer laufen durch die Kathedrale von Manchester und schießen mit Maschinengewehren um sich. Die Szene stammt zwar aus einem Computerspiel – doch die Kirche von England ist empört, dass das 500 Jahre alte Gotteshaus für ein Gewaltspiel herhalten muss.
Von PRO

Das umstrittene Spiel heißt „Resistance: Fall of Man“ und wurde vom Unterhaltungskonzern Sony für die Spielekonsole „Playstation 3“ entwickelt. Schon im März kam es auf den Markt und hat sich seither über eine Million Mal verkauft. Seine Handlung ist ebenso nebensächlich wie gewöhnlich für diese Art der Ballerspiele: amerikanische Soldaten sind noch im Jahre 1951 in Europa stationiert, böse Monster bevölkern das Land und müssen getötet werden. Als Kulisse für den Krieg gegen die vieläugigen Unholde dienen englische Städte wie London, York und Manchester. Eine virtuelle Schlacht findet im elektronischen Nachbau der Kathedrale von Manchester statt. Die heiligen Hallen werden zum Schauplatz für ein fürchterliches Gemetzel.

Ausgerechnet Manchester

„Unverantwortlich und krank“ nennt die Kirche von England das und droht mit einer Klage gegen Sony. Der Dekan der Kirche, Rogers Govender, zeigte sich gegenüber dem britischen Sender BBC schockiert darüber, dass eine Stätte des Lernens, des Gebets und des kulturellen Erbes zu einem Ort für Schusswaffen werde – auch wenn es sich nur um ein Computerspiel handele. Hinzu kommt aber noch ein anderes Problem: in Manchester gab es in den vergangenen 15 Monaten über 3.000 Fälle von Waffenmissbrauch. Auch Kinder kamen dabei bereits ums Leben. Der Bischof von Manchester, Nigel McCulloch, sagte laut „Associated Press“: „Es ist allseits bekannt, dass Manchester ein Problem mit Waffenkriminalität hat. Es ist unglaublich, dass ein globaler Hersteller eine unserer großartigen Kathedralen fotorealistisch nachbaut und Menschen dazu ermutigt, darin Schusswechsel abzuhalten.“

Auch aus diesem Grund ist Dekan Govender besorgt darüber, dass die Kathedrale für ein brutales Treiben missbraucht wird: „Für viele junge Menschen sind diese Spiele eine andere Art der Realität, und wenn sie Waffen in der Kathedrale von Manchester sehen, ist das ein Zusammenhang, den wir nicht wollen. Jedes Jahr bitten wir Hunderte von Teenagern zu kommen und sich die Kathedrale anzusehen. Es ist ein Jammer, dass Sony unsere Arbeit untergräbt.“

Die Kirche von England kündigte an, am heutigen Montag einen Brief an Sony schicken zu wollen. Darin bittet sie den Konzern um eine Entschuldigung und fordert, dass das Spiel vom Markt genommen wird oder die entsprechenden Szenen gelöscht werden. Andernfalls wolle man Sony verklagen. Zudem fordern die Kirchenvertreter Sony dazu auf, Geld an das Erziehungsprogramm der Kathedrale zu spenden oder Anti-Waffengruppen und Kampagnen gegen Waffenmissbrauch in Manchester zu unterstützen.

Sony-Sprecher David Wilson wies die Vorwürfe gegenüber Reportern der „London Times“ jedoch zurück. Bei den Szenen handele es sich um künstliche Grafiken, nicht um die Realität: „Es geht hier um Material, das für das Spiel entwickelt wurde, nicht um ein Video oder um Fotos. Es ist Unterhaltung, so wie ‚Doctor Who‘ oder irgendein anderer Science Fiction. Es hat überhaupt nichts mit der Realität zu tun. Während der gesamten Entwicklung haben wir immer die Erlaubnis eingeholt, wenn das notwendig war.“ Die Kirche von England hält dagegen, dass sie nie gefragt worden sei.

Eine weitere Sprecherin von Sony, Amy Lake, räumte am Samstag jedoch ein, dass sich Sony mit der Sache befassen und demnächst eine Stellungnahme dazu abgeben werde. Bis auf weiteres steht das Spiel jedoch in den Verkaufsregalen, und in der virtuellen Kathedrale von Manchester wird weiter geschossen.

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