Schauspielerin Sophie Rois kann „nicht nicht glauben“

Die Schauspielerin Sophie Rois spielt im neuen Stück der Berliner Volksbühne „Mein Gott, Herr Pfarrer“ mit. Im Interview betonte die Österreicherin ihre katholische Prägung. Sie glaube zwar nicht an Gott, könne aber auch „nicht nicht dran glauben“.
Von Jörn Schumacher
Sophie Rois

Die aus Österreich stammende Schauspielerin Sophie Rois ist durch zahlreiche Theater- und Filmrollen bekannt („Drei“, „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“). Ab diesem Wochenende tritt sie an der Berliner Volksbühne auf, im Stück „Mein Gott, Herr Pfarrer“ von René Pollesch, der seit 2021 Intendant des Theaters ist.

In einem Interview der Süddeutschen Zeitung sagte Rois jetzt auf die Frage, ob sie an Gott glaube: „Ich glaube nicht an Gott – aber ich kann auch nicht nicht dran glauben. Zu glauben und zu wissen, wir sind alle in Gottes Hand, und gleichzeitig zu wissen, wir sind völlig auf uns gestellt.“ Sie sei getauft, „dadurch bin ich Christ“, so Rois.

Sie sei in einem Dorf nahe Linz in Österreich aufgewachsen und katholisch erzogen worden. Es sei ihr nie in den Sinn gekommen, diese Prägung abzulegen. „Ich begehe die katholischen Feiertage und hole mir am Ostersonntag vor dem Radio stehend die Absolution durch den Papst. Meine ganze Seelendynamik ist eine katholische.“

„Ohne Gesetz keine Übertretung“

Ostern sei ihr Lieblingsfeiertag, erklärte Rois in dem Interview. „Davor geht es tief hinunter, man wird depressiv, es gibt keinen Trost und keine Hoffnung. Und zwei Tage später, ta-dah, geht der Vorhang auf, und das Licht der Auferstehung fällt herein.“

Mit Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes, sei die Verantwortung auf die Menschen übergegangen, so Rois. „Diese Geschichte beeindruckt mich auch immer, Gott hat sich verabschiedet, und jetzt sind wir in charge.“

Die Theaterproduktion „Mein Gott, Herr Pfarrer“ gehe zurück auf die Auseinandersetzung mit einem Satz des christlichen Autors G. K. Chesterton, der lautet: „Denn das Christentum ist der einzige Rahmen für heidnische Freiheit.“ Rois: „Ohne Gesetz gibt es auch keine schöne Übertretung. Es ist wie am Theater, du musst erst eine Form finden, um sie sprengen zu können. Geht auf die Bühne und hampelt mal los, ist eine schlechte Option.“

Im Theaterstück gehe es darum, die Theatralik des Katholizismus anzuwenden auf den „sich selbst zerfleischenden Gestus der Protestanten“, sagt Rois. Das „Protestantisch-Humorlose“ sei für sie fremd und gerade deshalb reizvoll.

Der Katholik müsse sich im Gegensatz zum Protestanten nicht ständig seines eigenen Glaubens bewusst werden, so Rois. „Der Protestant muss immer fragen: Bin ich auch wirklich aufrichtig im Gebet? Bin ich der bestmögliche Mensch? Der Katholik fragt sich das nicht. Der trottet mit, macht seine Gebete, murmelt das Vorgegebene.“ So werde das stetig Gemurmelte „von allein zum Gebet“. Rois: „Das passiert mit dir. Dazu musst du dich gar nicht befragen. Insofern ist das auch so etwas wie ein Theateransatz.“

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