Schäuble: Christen wichtig für Demokratie

Ohne Christen wäre die politische Kultur in Deutschland "um vieles ärmer". Das betonte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Dienstag bei der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Stuttgart. Kirchen trügen zum Funktionieren der Demokratie in Deutschland bei, so Schäuble weiter.
Von PRO

Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilt, sprach Schäuble nach dem Eröffnungsgottesdienst am Dienstag zu Delegierten aus 140 Mitgliedskirchen des Weltbundes. Noch bis zum kommenden Dienstag tagen sie unter dem Motto "Unser tägliches Brot gib uns heute" in Stuttgart.

Die Kirchen spielten eine große Rolle in der Sozialarbeit, im Gesundheitswesen und im Bildungsbereich, so Schäuble. Zugleich beteiligten sie sich aktiv an praktisch allen wichtigen politischen Prozessen. "Demokratien leben von der Partizipation der Bürger am politischen Prozess, und es freut mich sagen zu können, dass die Kirchen in diesem Sinn zum Leben in unserer Demokratie beitragen."

Zu den zentralen Elementen, die der Glaube einbringen könne, gehöre die Gewissheit, dass es eine letzte Autorität gebe, der gegenüber die Menschen verantwortlich sei. Im Christentum könne der Glaube an Gott niemals losgelöst sein von dem Respekt vor und der Liebe zu den Mitmenschen. Daraus resultiere die Unverletzbarkeit der Menschenwürde, wie sie im Grundgesetz verankert sei. "Das bedeutet, dass es Dinge gibt, die wir niemals tun oder tolerieren dürfen, wie attraktiv auch immer der durch sie bewirkte politische Vorteil sein mag", so der Minister.

Hunger und Armut widersprechen Wert des Menschen

Beispielhaft nannte er das Verbot der Folter. "Ich habe nie verstehen können, wie es in den vergangenen Jahren zu einer ernsthaften Diskussion über dieses Prinzip kommen konnte." Der Glaube an Gott mahne die Menschen, Grenzen für ihr Handeln zu akzeptieren. Schäuble sprach sich zudem für eine Begrenzung des Wirtschaftswachstums der westlichen Länder aus. Demokratisch gewählte Regierungen müssten die Möglichkeit haben, sicherzustellen, dass der wirtschaftliche Bereich nicht vollkommen losgelöst sei von ethischen und politischen Rücksichtnahmen, so Schäuble. Im Blick auf das Motto der Vollversammlung sagte Schäuble, man dürfe "niemals eine Welt akzeptieren, in der Hunger immer noch eine Realität für zu viele Menschen darstellt". Hunger und Unterernährung stellten einen fundamentalen Angriff auf den Wert der menschlichen Person dar.

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Mark S. Hanson, betonte in seiner Predigt: "Wenn Christen zusammenkommen, soll niemand wegen ritueller Unreinheit, Geschlecht, gesellschaftlicher Stellung, HIV und Aids, Armut oder Reichtum, Sprache oder Rasse ausgeschlossen werden." Er erwarte, dass von der Vollversammlung ein Zeichen "der Ermutigung und des Vertrauens in die ungebrochene Kraft der biblischen Botschaft" ausgehe.

Der Lutherische Weltbund vertritt 70 Millionen lutherische Christen in 140 Mitgliedskirchen in 79 Ländern, die sich auf den deutschen Reformator Martin Luther berufen. Das höchste Organ der 1947 gegründeten Organisation ist die alle sechs Jahre stattfindende Vollversammlung. Am Samstag wählen die Delegierten einen neuen LWB-Präsidenten. Ein Höhepunkt der Vollversammlung für die Öffentlichkeit soll der "Abend der Begegnung" am 24. Juli auf dem Stuttgarter Schillerplatz werden. (pro)

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