Sauberes Trinkwasser als christliches Anliegen

Der 22. März ist der „Weltwassertag". Der soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf die kritischen Themen rund um Wasser lenken. Das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser hat auch christliche Aspekte.
Von Norbert Schäfer
In Deutschland liegt der tägliche Verbauch an Trinkwasser bei rund 123 Litern. Der Löwenanteil wird für Körperpflege und Toilettenspülung verwendet.

Der Weltwassertag am 22. März rückt die Wasser- und Sanitärversorgung für alle Menschen in den Mittelpunkt. „Sicheres Wasser und sichere sanitäre Einrichtungen sind Menschenrechte“, erklärt Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Für mehr als eine Milliarde Menschen sei dieses Recht nicht verwirklicht. Mehr als zwei Milliarden Menschen leben dem „Weltwasserbericht 2019“ zufolge ohne sicheres Trinkwasser, 844 Millionen müssen mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbeschaffung aufwenden oder sie haben gar keinen Zugang dazu. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat hochgerechnet, dass bis zum Jahr 2030 rund 700 Millionen Menschen ihre Heimat wegen Wasserknappheit verlassen müssen. In diesem Jahr steht der Weltwassertag unter dem Motto „Niemanden zurücklassen“.

Humanitäre Hilfsorganisationen fordern den ungehinderten Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen. „Dieses zutiefst christliche Anliegen, sich um die Geringsten zu kümmern, ist auch insgesamt bei den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ein Grundanliegen“, erklärt Stephan Krämer, Vorstand der humanitären Hilfsorganisation „World Relief Deutschland“ (WR), auf Anfrage von pro. Die derzeitige Situation stehe „in krassem Gegensatz“ zu der Tatsache, dass die Vereinten Nationen bereits 2010 das Menschenrecht auf sicheres und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung anerkannt habe. Durchschnittlich verbrauche ein Deutscher täglich 123 Liter Trinkwasser, sagt Krämer. Im Jemen beispielsweise stünden erwachsenen Binnenvertriebenen pro Tag jedoch nur etwa neun bis 15 Liter zur Verfügung. Das sei laut WHO „das absolute Minimum zum Überleben“.

Die Not mit der Notdurft

Doch nicht nur den Zugang zum Trinkwasser, sondern auch die Beseitigung der Fäkalien sei ein Problem und Gesundheitsrisiko. Nach Angaben der UNESCO können rund 4,3 Milliarden Menschen keine sicheren Sanitäranlagen nutzen. „Dieser Zustand ist unannehmbar“, erklärt Krämer, der sich als Wasserbauingenieur im deutschen WASH-Netzwerk engagiert, bei dem es um den Dreiklang Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene geht. Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat am Vortag des Weltwassertages zu einem Wasserforum geladen, um mit Hilfsorganisationen, Politikern und Wirtschaftsvertretern Lösungsansätze zu diskutieren.

„Für Christen hat Wasser eine große Bedeutung. Daher ist es wünschenswert, dass gerade wir uns in diesem Bereich engagieren“, sagt Krämer. Sylke Busenbender vom Vorstand der christlichen Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“ formuliert es so: „Christen haben noch mehr zu bieten als sauberes Wasser – wir haben das ,lebendige Wasser‘, Jesus Christus.“

Vor allem in afrikanischen Ländern ist nach Auskunft von „World Vision“ die Versorgung mit Trinkwasser schlecht. Die christliche Hilfsorganisation rechnet damit, dass mehr als 600 Millionen Menschen kein Wasser zur Verfügung steht, das sie bedenkenlos trinken können. Durchschnittlich sechs Kilometer müssten afrikanische Frauen und Kinder laufen, um an Trinkwasser zu gelangen. Das Wasser sei oft verschmutzt oder mit Keimen verseucht. Nach WHO-Angaben sterben täglich mehr als 700 Kinder weltweit an den Folgen von verunreinigtem Wasser.

Wasser, das krank macht

Auch die Ärzteteams der christlichen humanitären Hilfsorganisation „humedica“ sind immer wieder mit sogenannten „water-born diseases“ konfrontiert. Das sind Krankheiten wie beispielsweise Cholera, Typhus oder Durchfälle, die durch den Konsum von bakteriell verseuchtem Trinkwasser hervorgerufen werden. Diese müssten regelmäßig von den ärztlichen Mitarbeitern behandelt werden. „Insbesondere nach Naturkatastrophen, wie derzeit in Malawi und Mosambik, wo sich aufgrund von Überschwemmungen Abwässer mit Trinkwasser vermischen, treten die genannten Erkrankungen verstärkt auf“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Groß auf Anfrage von pro.

Obwohl sich humedica auf medizinische Hilfe konzentriert, führe die Hilfsorganisation auch Projekte zur Trinkwassergewinnung und Wasseraufbereitung durch. Dazu gehörten der Bau von Brunnen, Waschplätzen und Latrinen sowie die Ausgabe von Wasserfiltern. Denn Krankheiten und verschmutztes Wasser hingen oft miteinander zusammen.

Luxusproblem Wasser

Unter dem Titel „Auf der Insel wird das Wasser knapp“ berichtete die Tageszeitung Die Welt am Mittwoch, dass in Großbritannien einem Wasserversorgungsunternehmen täglich drei Milliarden Liter Wasser durch kaputte Rohre verlorengehen. Wegen der Verluste gerate der Börsenwert des Unternehmens unter Druck. „Der Bedarf von 20 Millionen Briten könnte mit dem Wasser gedeckt werden, das ungenutzt versickert“, heißt es in dem Artikel. In zwei Jahrzehnten könnte Wasser auf der Insel dauerhaft knapp werden, rechnet James Bevan hoch, der Chef der britischen Umweltbehörde. Dem Bericht zufolge verbraucht ein Engländer am Tag rund 140 Liter Wasser. In Deutschland liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch bei rund 123 Liter am Tag. Der Löwenanteil entfällt auf Körperpflege und Toilettenspülung.

Von: Norbert Schäfer

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