Bernhard Rose, Mitarbeiter der Galerie Nord im Berliner Bezirk Tiergarten, hat die Entstehung des Bilderstreits gegenüber “Welt Online“ so beschrieben: Am Dienstag seien zwei junge Mädchen zur Galerie gekommen. Durchs Fenster hätten sie das umstrittene Plakat mit dem Handy fotografiert. „Das war dann Gespräch auf der Turmstraße, in der unsere Galerie liegt“, so Rose. Kleine Gruppen von Muslimen kamen und beschwerten sich, berichtet er. Mitarbeiter der Galerie hätten sie angesprochen und hereingebeten, aber sie wollten nicht. Schließlich hätten die Protestierenden gedroht, das Plakat müsse abgehängt werden, “ansonsten müsst ihr euch auch nicht wundern, wenn Steine fliegen.“
Schließlich wurde die Ausstellung geschlossen. Das Risiko für Mitarbeiter und Besucher in der Galerie mit großer Fensterfront sei zu hoch, wenn wirklich Steine flögen, so Rose. Zuvor habe die Galerie das Bild auch abgehängt und im Gespräch mit einem muslimischen Geistlichen eine Lösung für das Problem gesucht, jedoch vorerst erfolglos.
Galeriemitarbeiter: „Es ist keine antimuslimische Ausstellung“
Das umstrittene Bild ist laut Rose Teil der Viererreihe “Schwarzmalerei“. Es hänge neben einem Plakat, das einen orthodoxen Juden mit der Überschrift „Dummer Hut“ zeigt. Das dritte Bild der Reihe trägt den Titel “Dummer Block“ und beziehe sich auf Autonome. Das letzte Bild mit einem schwarzen Quadrat und der Überschrift „Dummer Vegetarier“ spiele auf Hitlers Bart an, erklärt der Galeriemitarbeiter.
Auf dem Foto mit der Kaaba hätten laut Rose drei oder vier Pilger Gedankenblasen über den Köpfen, in denen “ZOG“ zu lesen ist. Das ist die Abkürzung für “Zionist Occupied Government“ (Zionistisch besetzte Regierung) und zugleich Titel der Ausstellung mit 22 Plakaten. ZOG ist eine rechtsextreme, antisemitische Verschwörungstheorie, die behauptet, ein paar Juden würden ein Land heimlich lenken und die offizielle Regierung sei deren Marionettenregime.
Die satirische Künstlergruppe “Surrend“ aus Dänemark attackiert in ihren neuen Werken nicht nur diese antisemitische ZOG-Theorie und neonazistische Propaganda, sondern auch die israelische Politik und radikale jüdische Gruppen. Galeriemitarbeiter Rose sagte: “Es ist keine antimuslimische Ausstellung.“
Klaus Staek: Drohungen „völlig unakzeptabel“
Wie “Welt Online“ berichtet, nannte Klaus Staek, der die Ausstellung erst am 22. Februar eröffnet hatte, die Drohungen “völlig unakzeptabel“. Der Plakatkünstler und Präsident der Berliner Akademie der Künste sagte, die Gesellschaft dürfe sich dem nicht beugen. In einer Pressemitteilung des Kunstvereins Tiergarten, des Trägers der Galerie Nord, hieß es unter anderem: “Muslime in Europa müssen akzeptieren, dass sie nicht eine Kunstausstellung in einer Galerie zensieren können.“ Außerdem erstattete das Bezirksamt Mitte Anzeige wegen der Drohungen.
Zusammen mit dem Bezirksamt und der Polizei samt LKA und Staatsschutz suche die Galerie nun nach einer Lösung und erarbeite ein Sicherheitskonzept, so Mitarbeiter Rose. “Erklärtes Ziel ist es, wieder zu öffnen“, sagt er, jedoch werde “definitiv nicht ein Bild runter genommen“. Sei dies nicht möglich, könne es sein, die Ausstellung werde ganz geschlossen. Eine für heute geplante Diskussion fällt aus Sicherheitsgründen ebenfalls aus.