Sat.1-Star: „Ich rede gern von Jesus“

Markus Majowski ist 1964 in Berlin geboren, verheiratet und hat einen Sohn. Er arbeitet als Schauspieler, Regisseur, Autor und Produzent. Bekannt ist er besonders durch die Comedy-Serie „Die Dreisten Drei“ geworden.
Von PRO
Schauspieler und Comedian Markus Majowski ist überzeugt davon, dass Gott Humor hat

pro: Herr Majowski, wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Markus Majowski: Ich wollte das Abitur schmeißen, weil ich damals von Ariane Mnouchkine und dem Théatre du Soleil gehört hatte. Das ist ein französisches Theaterkollektiv. Ab da wollte ich nur noch Theaterstücke schreiben und das hab ich meinem Vater erzählt. Das war in dem Fall kein Fehler, denn der war so clever und ist zu einem Intendanten gegangen. Die beiden haben zusammen einen Plan geschmiedet, wie sie mich dazu motivieren könnten, mein Abitur zu machen. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, danach Schauspiel zu studieren.

Und dann haben Sie 1994 Wahlwerbung für die PDS gemacht – was ist denn da passiert?

Da wär ich fast enterbt worden. Und meine Freunde hätten fast alle Türen hinter mir verschlossen und nie wieder aufgemacht. Ich hatte Lust auf Werbung und das war mein erster Auftrag. Nichtsdestotrotz ist es kein Argument. Und auch wenn Gregor Gysi ein intelligenter Politiker ist und viele Wahrheiten von sich gibt, das hätte ich mir sparen können. Eine echte Jugendsünde, aber das gehört mit zu meinem Leben.

Haben Sie sich jemals gegen Gags entschieden, weil die sich gegen den christlichen Glauben gerichtet haben?

Ja, ich habe tatsächlich den ein oder anderen Sketch, vor allem in jüngerer Vergangenheit, nicht machen wollen. Wir hatten zum Beispiel eine Rubrik bei den dreisten Dreien, die hieß „der durchgeknallte Pfarrer“. Das kam mir schon immer ein bisschen spanisch vor, dass wir da vor dem Altar rumgetanzt sind und Lieder gesungen haben, die überhaupt nichts mit der Kirche zu tun hatten. Irgendwann kam meine Großmutter auf mich zu und sagte: ‚Sag mal, ich weiß nicht, ob du‘s weißt, aber es gibt durchaus Menschen, die sich dadurch auf den Schlips getreten fühlen. Versuch doch einfach mal, das nicht zu machen.‘ Ich habe das bei meinem Chef durchgesetzt und dann wurde tatsächlich diese Rubrik bei den dreisten Dreien eingestellt. Ich bekam dann eine neue Rubrik, die hieß „die durchgeknallte Transe“. Das fand meine Großmutter auch nicht so toll.

Und Sie?

Mir hat‘s Spaß gemacht.

Wie ist das mit Gags, die sich gegen den Islam richten?

Ich würde es bevorzugen, keine Sketche gegen den Islam zu machen, einfach weil ich Angst habe. Weil ich vermute, dass mir das krumm genommen wird. Ich hab da wirklich mehr Angst als Respekt.

Verstehen Christen dagegen mehr Spaß – oder sind sie vielleicht sogar spaßfreier?

Ich weiß es nicht. Der berühmte jüdische Witz entsteht direkt im Volk. Die Juden können auf jeden Fall die besten, schrägsten Witze über sich erzählen, und Christen können eben nicht so gut Witze über sich erzählen, weil sie es vielleicht dann doch ein bisschen zu bierernst nehmen. Es gibt auch Comedians, die Witze über den Islam machen, aber die sind noch sehr streng. Denn sie dürfen den Namen ihres Propheten ja gar nicht verunglimpfen. Bei den Christen ist das weniger streng.

Wer hat mehr Humor? Gott oder Sie?

Gott auf jeden Fall. Immer wenn ich mir was einfallen lasse, wenn ich irgendwelche Pläne mache, lacht er sich schief. Das erinnert mich daran, dass ich nicht alles alleine schaffe. Dass er immer noch da ist und letztendlich den Lösungsschlüssel hat.

Wie reden Sie mit Gott?

Ich sage eher danke, als dass ich etwas einfordere. Neulich hat mich erst jemand darauf aufmerksam gemacht, dass es auch Klagepsalmen gibt. Das werde ich noch lernen müssen, denn manchmal weiß ich mit dem Kummer gar nicht wohin. Dann rufe ich meinen besten Freund an und erzähle ihm das alles, aber ich will versuchen noch ernster zu nehmen, dass mein erster Ansprechpartner Gott im Gebet ist. Und dazu gehört eben auch die Klage. Und wenn ich mal einen besonderen Wunsch habe, dann sage ich: Herr, du weißt jetzt ganz genau, wie ich es gerne hätte. Aber mach du es bitte am Ende des Tages so, wie du es für richtig hältst. Punkt.

Sie haben einmal über sich selbst gesagt, Sie seien ein „Ballon mit dünner Haut“. Was könnte die Haut zum Platzen bringen?

Wenn mir ein Kollege bei der Arbeit das Wort abschneidet und stattdessen was ganz Kluges sagt, was ich gerade sagen wollte. Dann denke ich über den: So ein A…rmleuchter, den schiebe ich jetzt mal eben zur Seite. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich dem schön vorlaut sein Ding wegnehmen und noch was viel Klügeres sagen. Das muss ich aber nur denken und nicht machen, weil ich den alten Indianersatz im Kopf habe: Bevor ich mir ein Urteil über einen anderen erlaube, sollte ich wenigstens einen Mond lang die Mokassins desjenigen getragen haben.

Sie haben vor ein paar Jahren bei der Show Let‘s Dance mitgetanzt. Wer ist strenger, Gott oder Joachim Lambi?

Gott ist vorausschauender. Ich weiß noch wie heute, als ich im Kölner Dom saß und darum gebetet habe, dass ich die fünfte Runde auch noch schaffe. Dabei wäre das gar nicht kompatibel gewesen mit meiner Arbeit bei den Dreisten Dreien – und ich hatte noch zwei Fernsehproduktionen. Ich wäre voll auf die Schnauze gefallen. Und so hat mir Gott Lambi geschickt und mein Kosaken-Kostüm und diesen Spruch von Herrn Lambi, ich sähe aus, als ob ich in die Hose gemacht habe. Das habe ich mir schlicht und ergreifend nicht gefallen lassen. Heute würde ich vielleicht mit einem lustigen Spruch antworten. In dem Fall fühlte ich mich persönlich angegriffen. Heute wäre ich da wohl entspannter.

Wer ist denn Ihr Lieblingskollege?

Ich hab mit Hape Kerkeling gearbeitet und fand das ganz großartig. Ich hab wahnsinnig gern mit Anna Loos gearbeitet und mit Esther Schweins. Mein ganz großer Lieblingskollege war Dieter Pfaff, Gott hab ihn selig. Ach ja, und Katharina Thalbach liebe ich regelrecht.

Wie haben Ihre Kollegen darauf reagiert, als Sie ihnen erzählt haben, dass Sie Jesus für sich entdeckt haben?

Manche sagen Hallelujah, wenn‘s dir hilft. Und dann gibt’s Leute, die wollen richtig darüber reden. Die sagen, hey, mein Vater war Pfarrer und ich habe den Missbrauch erlbt, der in den Kirchen stattfindet. Hör mir bloß auf mit der Kirche. Ich hab für all das auch keine Antwort. Ich kann nur von mir erzählen, und dass ich das tägliche Gebet als Dialog empfinde.

Und wie erklären Sie den?

Das kann ich nicht. Das fängt da an, wenn ich in meiner Garage stehe und denke, warum springt dieses Scheißauto jetzt nicht an? Zehn Minuten später fahre ich aus der Garage raus und auf der Straße vor mir ist ein fürchterlicher Unfall passiert. Dann sage ich: Jetzt hab ich verstanden. So passieren ganz viele Sachen. Ich bin aber auf jeden Fall froh, dass ich in der protestantischen Kirche den Dialog direkt führen und mich direkt an Jesus wenden kann. Dass ich nicht in den Beichtstuhl gehen und irgendein Brimborium mitmachen muss. Aber auch davor hab ich Respekt. Mein Papa war katholisch, meine Mama protestantisch, ich bin evangelisch getauft, meine Frau ist katholisch und wir haben ökumenisch geheiratet. Das war die beste Party, ich ich überhaupt je erlebt habe.

Legen Sie Wert darauf, Menschen von Jesus zu erzählen?

Ich verstehe gar nicht, warum man das nicht tun sollte. Warum man Angst davor haben sollte, dass die anderen denken könnten, wenn man von Jesus und Gott erzählt, ‚der ist jetzt plötzlich gläubig‘. Was soll das eigentlich heißen? Na und? Es gibt Leute, die reden den ganzen Tag nur über Fußball – lasst mich doch von Jesus und Gott erzählen. Von Jesus Christus, der sich geopfert hat, und der alle Schuld auf sich genommen hat. Ich nehme dieses Geschenk wirklich dankend an.

Wieso hat er das gemacht?

Er hat die Aufgabe bekommen. Gott hat mit ihm gemeinsam entschieden, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie ihre Schuld nicht immer mit sich herumtragen müssen. Ich erinnere mich oft an die Stunden, in denen ich viele Drogen genommen und nur noch auf mich geguckt habe. Und ich wusste am Abend manchmal nicht, wie ich die Schuld aushalten sollte. Die Welt, in die Jesus hineingeschickt wurde, war auch völler Götzen und Opfer und einem Heidendurcheinander – und da wurde die kluge Idee gefasst, dass dieses Schreckliche alles passieren muss – dieses Kreuzigen. Und dann aber die Wiederauferstehung. Die Botschaft, die Welten tragen wird. Aber dann ging auch wieder was schief. Weil da plötzlich Menschen waren, die daraus einen Fanatismus gemacht und Menschen im Namen des Kreuzes abgeschlachtet haben. Aber all das ist Menschengemacht.

Wie bewerten Sie die dramaturgische Spannung der Bibel?

Ja, wow. So gut, dass man auch quer einsteigen kann. Jedes Mal, wenn ich die Bibel aufschlage, funktioniert es. Greift sofort, irgendein Schlüssel wird umgedreht und meistens sind es auch Sachen, von denen ich immer dachte: Das ist dir ja ohnehin schon klar. Und wenn ich‘s dann nochmal lese, ist es doppelt so spannend. (pro)

Die Fragen stellte Stefanie Ramsperger

https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen/detailansicht/aktuell/stromberg-im-privatleben-christ-87490/
https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen/detailansicht/aktuell/zum-glauben-gehoert-humor-86898/
https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen/detailansicht/aktuell/dafuer-kommt-man-in-die-hoelle-79591/
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