Aus Rushdies Sicht befinde sich die Menschheit nicht vor einem Krieg, sondern „schon mittendrin“, sagte er dem Magazin Stern. Der „Islamische Staat“ (IS) beherrsche den Umgang mit den sozialen Medien sehr gut und gebe dem Heiligen Krieg etwas „Verlockendes, Glamouröses“. Die Terrorgruppe sei im Vergleich zu Al Kaida eine Armee, die weltweit Kämpfer rekrutieren könne. Damit sei der IS die „schlimmste Bedrohung unserer Zeit“. Einen Grund für den Aufstieg des radikalen Islam sieht Rushdie in dem „Kardinalfehler“ des Westens, dem saudischen Königshaus die Herrschaft über die Ölvorräte überlassen zu haben. Die Saudis hätten mit dem Ölgeld sehr gezielt radikales Gedankengut in der arabischen Welt propagiert.
Der Islam an sich ist für den Schriftsteller, der für die islamkritischen „Satanischen Verse“ weltbekannt wurde, nicht gefährlicher als andere Religionen. Gefährlich sei der radikale Islam, unter dem besonders Muslime litten, da 99 Prozent der getöteten Muslime seien Opfer von anderen Muslimen. „Wer nun sagt, das alles habe mit dem Islam nichts zu tun, hat ein Problem mit der Wirklichkeit“, sagte Rushdie.