Salman Rushdie möchte ewig leben – aber ohne Gott

Vor 26 Jahren hat Ayatollah Chomeni die Fatwa gegen den islamkritischen Autor Salman Rushdie erlassen. Im Interview mit dem Magazin Stern erklärt Rushdie, dass sich die westliche Welt bereits mitten im Krieg mit dem radikalen Islam befindet. Und er beschreibt, warum Gott in seinem Leben keine Rolle spielt.
Von PRO
Salman Rushdie hat sich im Stern-Interview ausführlich zum Islam, seinem Atheismus und den Schwierigkeiten der Fatwa gegen ihn geäußert.
Aus Rushdies Sicht befinde sich die Menschheit nicht vor einem Krieg, sondern „schon mittendrin“, sagte er dem Magazin Stern. Der „Islamische Staat“ (IS) beherrsche den Umgang mit den sozialen Medien sehr gut und gebe dem Heiligen Krieg etwas „Verlockendes, Glamouröses“. Die Terrorgruppe sei im Vergleich zu Al Kaida eine Armee, die weltweit Kämpfer rekrutieren könne. Damit sei der IS die „schlimmste Bedrohung unserer Zeit“. Einen Grund für den Aufstieg des radikalen Islam sieht Rushdie in dem „Kardinalfehler“ des Westens, dem saudischen Königshaus die Herrschaft über die Ölvorräte überlassen zu haben. Die Saudis hätten mit dem Ölgeld sehr gezielt radikales Gedankengut in der arabischen Welt propagiert. Der Islam an sich ist für den Schriftsteller, der für die islamkritischen „Satanischen Verse“ weltbekannt wurde, nicht gefährlicher als andere Religionen. Gefährlich sei der radikale Islam, unter dem besonders Muslime litten, da 99 Prozent der getöteten Muslime seien Opfer von anderen Muslimen. „Wer nun sagt, das alles habe mit dem Islam nichts zu tun, hat ein Problem mit der Wirklichkeit“, sagte Rushdie.

„Am besten ohne irgendwelche Götter“

Viele seiner eigenen Lebensthemen flechtet Salman Rushdie in seine Romane ein. In seinem neuen Buch „Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte“ kämpfen Gläubige gegen Ungläubige. Rushdie selbst ist bekennender Atheist. „Ich glaube nicht, dass es Gott gibt“, bekräftigt er auch in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Er brauche weder Religion noch Priester, die ihm etwas über Moral und Ethik erzählen würden. Aus der Welt könne man das Beste machen, ohne „irgendwelche Götter“. Der 68-jährige Rushdie weiß, wovon er spricht, wenn er den Islam als gefährlich bezeichnet. Nachdem er sein Buch „Die Satanischen Verse“ veröffentlichte, hatte Ayatollah Chomeini 1989 eine Fatwa gegen ihn erlassen. Dadurch ist es die heilige Pflicht aller Muslime, ihn zu töten. In den vergangenen 26 Jahren hat er lange unter Personenschutz gelebt. Mittlerweile hat er keine Angst mehr, obwohl er weiß, dass nie der Tag kommen wird, an dem er wirklich sicher ist. Die Drohung gegen ihn kam von der iranischen Staatsspitze: „Hätte ich aber die Menschen auf der Straße gegen mich, gäbe es für mich keinen sicheren Ort mehr“, erklärt Rushdie, der mittlerweile ohne Personenschutz in New York lebt. (pro)
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