Rundfunkräte weisen meist eine hohe Staats- und Parteinähe auf. Zu diesem Ergebnis kommt der Medienwissenschaftler Boris Eichler. Beeinflusst so viel Staat im Rundfunk die Zuschauer?
Von PRO
Foto: rbb/Thomas Ernst
„Der Rundfunk in Deutschland ist vom Ziel der Staatsferne weiter entfernt denn je“, sagte Boris Eichler. „Staatsnahe Rundfunkräte sind eher die Regel als die Ausnahme.“ Der Medienwissenschaftler und Journalist hat die Studie im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung durchgeführt. Am heutigen Donnerstag veröffentlichte er sie in der Zeitschrift Liberal.
Dem Magazin sagte Eichler zu der Untersuchung: „Die unabhängigen Vertreter der sogenannten ‚gesellschaftlich relevanten‘ Gruppen werden oft von Institutionen geschickt, die von staatlicher Finanzierung abhängig sind.“ Bemerkenswert sei zudem, dass die Vorgehensweise staatlicher Finanzierung in vielen Fällen nicht transparent sei. Sein Wunsch sei daher, dass die Verantwortlichen, die die Rundfunkräte benennen, auch den Anteil der Finanzierung aus staatlichen Mitteln offenlegen sollten.
Rundfunkräte größtenteils staatlich abhängig
Eichler hatte die Zusammensetzung der Rundfunkräte untersucht. Sein Hauptaugenmerk lag auf dem Bayerischen Rundfunk (BR), Radio Bremen (RB) und dem Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb). Allein beim rbb seien von 29 Mitgliedern sieben Parlamentarier. Weitere Mitglieder werden von Institutionen nominiert, die ebenfalls staatlich getragen werden. Dazu zählen unter anderen die Akademie der Künste und die Landesrektorenkonferenz. Die verbleibenden fünf Mitglieder wie der Landesmusikrat Brandenburg sind zu großen Teilen von staatlichen Fördermitteln abhängig.
Ähnlich ist die Situation bei Radio Bremen: Dort sitzen im Rundfunkrat acht direkte und vier indirekte Staatsvertreter. Weitere vier Mitglieder entstammen Institutionen, die jedoch vom Staat abhängig sind. Bei Wahlen im Rundfunkrat genüge dies für eine Zweidrittelmehrheit, betont Eichler. Bei dem bayerischen Pendant hingegen sind offiziell nur 49 Prozent der Mitglieder Staatsvertreter oder stammen aus finanziell vom Staat abhängigen Institutionen. Unter den verbleibenden 51 Prozent sei nicht zu ermitteln gewesen, woher deren Einnahmen stammten, erklärt der Medienwissenschaftler.
Eichler hält daher fest: „Zählt man die direkten und indirekten Staatsvertreter von Kommunen oder staatlichen Einrichtungen sowie jene Rundfunkräte zusammen, die von Institutionen entsandt werden, die von staatlicher Finanzierung abhängig sind, so kommt man in allen drei Gremien auf eine teils satte Mehrheit.“
Rundfunkrat gleich Bürgergesellschaft?
Darüber hinaus zeichne sich „ein bedenkliches Bild der sogenannten Bürgergesellschaft“ ab: „Wenn die in den Rundfunkräten vertretenen Verbände das sind, was man gesellschaftlich relevante Gruppen nennt, wenn dies die Bürgergesellschaft Deutschlands ist, dann ist diese Bürgergesellschaft weitgehend vom Staat abhängig – ein Widerspruch in sich", resümiert der Autor der Untersuchung.
Boris Eichler ist Redakteur des Magazins Freiheit der Friedrich-Naumann-Stiftung. Der Medienwissenschaftler hat für die Umfrage drei Rundfunkräte über einen ausgewählten Zeitraum untersucht. (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.