Rumänien will Christen schützen

Zur Zeit des Sozialismus waren Gläubige in Rumänien besonders bedrängt. Nun macht sich ausgerechnet dieser ehemalige Ostblockstaat auf den Weg, Christenverfolgung weltweit zu ächten.

Von PRO

Nicolae Ceaușescu gilt als der brutalste Diktator Europas. Bis 1989 regierte er Rumänien. Wie nahezu überall in Osteuropa litten auch die Kirchen unter dem sozialistischen Regime: Christen wurden inhaftiert, friedliche Protestmärsche von Polizisten niedergeknüppelt, Gemeinden enteignet. Obwohl die Gläubigen damals in Scharen flohen, gilt Rumänien heute als religiösester ehemaliger Ostblockstaat. 96 Prozent der Bevölkerung sind Christen, insgesamt 87 Prozent orthodox. Die Religionsfreiheit ist in der Verfassung verankert. Vielleicht ist es ein Stück Vergangenheitsbewältigung, dass sich ausgerechnet Rumänien über zwei Jahrzehnte nach der Wende aufmacht, Christenverfolgung außenpolitisch zu thematisieren.

Am Montag sprachen Experten dazu vor dem Menschenrechts- und Rechtsausschuss des Parlaments, etwa Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der weltweiten Evangelischen Allianz. Auf Anfrage von pro berichtet er davon, dass der rumänische Außenminister Titus Corlatean gefordert habe, Religionsfreiheit zu einem Dauerthema der Außenpolitik zu machen. Als Vorbild nannte er Deutschland – nicht zufällig, erst wenige Tage zuvor hatte er die Bundesrepublik bereist. Er habe die Staaten weltweit dazu aufgerufen, in christlichen und anderen religiösen Minderheit keine Bedrohung zu sehen, sondern eine Bereicherung.

Buch zum Thema für alle Abgeordneten

Anlässlich der Anhörung hatten die International Religious Liberty Association und das Institut für Religionsfreiheit zudem ein 600-seitiges Buch veröffentlicht, in dem sich 45 Professoren aus Rumänien, unter anderem auch Christen aus dem Raum der Evangelischen Allianz, Baptisten und Adventisten für Religions- und Gewissensfreiheit aussprechen. Das Buch wurde – finanziert vom rumänischen Parlament – allen Abgeordneten und Ministerien zur Verfügung gestellt.

Schirrmacher erhofft sich nun weitere politische Impulse. Er selbst will bald nochmals zu Gesprächen ins rumänische Außenministerium reisen. Das Bildungsministerium könnte demnächst eine Kommission zur Verankerung des Themas Religionsfreiheit in Schulbüchern schaffen, sagt Schirrmacher. Er ist überzeugt: Wenn sich ein Land in seiner Außenpolitik der Religionsfreiheit und der Ächtung der Christenverfolgung widmet, wirkt das auch nach innen. Dies sei vor allem deshalb interessant, weil in Rumänien derzeit die Etablierung des orthodoxen Glaubens als Staatsreligion diskutiert werde – eine Maßnahme, die die religiösen Minderheiten im Land erneut einengen könnte. (pro)

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