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Rücksicht im Ramadan

Ist es tatsächlich ein Beitrag zur Integration oder einfach nur eine gelungene PR-Aktion, mit der RTL 2 die Aufmerksamkeit der Medien im Sommerloch gewinnt? Seit Mittwoch, dem Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan, informiert der Boulevard-Sender seine Zuschauer mit eingeblendeten Hinweisen zum Sonnenaufgang und -untergang über den Beginn und das Ende des täglichen Fastens.
Von PRO

Foto: pro

RTL 2 verkauft diese Maßnahme als klares Signal für die Integration der etwa vier Millionen Muslime in Deutschland. Das klingt weltoffen, wertschätzend, tolerant und wird auch vom Zentralrat der Muslime als "gelungene Integration in diesem Land" gewürdigt – es passt aber so gar nicht zum Programm des Senders, der mit "Big Brother", "Frauentausch" oder "X-Diaries" den denkenden Zuschauer nicht gerade wertschätzend behandelt, sondern eher zum Umschalten motiviert. Immerhin haben viele Medien über die Aktion berichtet und RTL 2 so die Aufmerksamkeit geschenkt, die der Sender nicht verdient hat.

Was jedoch auch immer die Motive waren – der Ansatz, auf die besondere Situation der Muslime im Ramadan hinzuweisen, ist nicht schlecht. Uns Christen bietet sich die Gelegenheit, liebevoll Rücksicht auf die Menschen zu nehmen, die von Sonnenaufgang bis -untergang auf Essen und Trinken, Rauchen und Sex verzichten. Gerade im Sommer sind dies fast unzumutbare Bedingungen. Auch, weil der wirklich fromme Muslim noch nicht einmal gereizt reagieren darf. Denn unbedingt zu vermeiden sind während der Fastenzeit auch Beleidigungen aller Art und üble Nachrede sowie Verleumdungen und Lügen.

Im Hinblick auf Rücksicht ist die israelische Armeeführung vorbildlich. Sie hat ihre im Westjordanland, also im Palästinensergebiet, positionierten Soldaten angewiesen, "ein hohes Maß an Respekt und Verständnis zu demonstrieren" und sie dazu aufgefordert, möglichst nicht an öffentlichen Plätzen zu essen und zu trinken. Die Deutsche Evangelische Allianz wiederum rief dazu auf, "den Fastenmonat als besondere Herausforderung zur Begegnung mit Muslimen zu begreifen".

Eine Studie des Bundesamtes für Migration hat herausgefunden, dass sich über die Hälfte der vier Millionen Muslime strikt an die Fastenvorschriften halten will. Darunter sind Nachbarn, Arbeitskollegen, Sportkameraden, vielleicht auch Freunde. Die konkrete Frage, wie sie es mit dem Ramadan halten, wie sie die Strapazen bewältigen und was das Fasten für sie bedeutet, ist ein guter Einstieg, um über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Meist ergibt sich dann die Gelegenheit, über eigene Erfahrungen, Werte und vor allen Dingen die Liebe Gottes zu sprechen. Wenn wir diese Liebe durch Verständnis und Rücksichtnahme konkret und greifbar machen, wird unser Zeugnis glaub-würdig. Dafür muss man noch nicht einmal RTL 2 einschalten.

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