Am Dienstag hat in Berlin die größte deutsche Netzkonferenz re:publica begonnen. In einem ersten Vortrag rechnete Journalist Friedemann Karig mit Pegida ab und lobte die Plattform Wikipedia als „Wahrheitsagentur“.
Von PRO
Foto: pro/Lutz
Auf der re:publica treffen sich 6.000 Netzaktivisten in Berlin
Drei Tage lang treffen sich seit Dienstag Blogger, Journalisten und Netzaktivisten in der Hauptstadt. Am ersten Tag ging es unter anderem um die Lüge im Netz. Verschwörungstheorien hätten Konjunktur und seien Teil eines Kampfes um Definitionsmacht in der Öffentlichkeit, sagte Karig. Die Leugnung der Mondlandung oder islamistischer Anschläge am 11. September 2001 seien Beispiele dafür. Die Verschwörungstheorie der Pegida-Demonstranten sei die Islamisierung. Aber auch Organe wie die Bild-Zeitung propagierten Verschwörungstheorien, etwa wenn sie über „faule Griechen“ berichteten.
„Wir leben in einer Glaubensgesellschaft“
Das alles seien Versuche einer Komplexitätsreduktion in einer Welt, die kaum noch zu erfassen sei. „Wir leben in einer Glaubensgesellschaft“, sagte Karig. Jeder einzelne müsse Instanzen und Experten vertrauen, weil sich niemand auf jedem Gebiet bis ins Detail einarbeiten könne. Deshalb würden Verschwörungstheorien zu einer Ersatzreligion.
„Geistige Homöopathie“ nannte er es, wenn Menschen sich durch „Superwissen“ aufwerteten. Sie sei Folge einer Sinnsuche, einem allgemeinen Misstrauen gegen Eliten und dem Wunsch nach Geschichten mit klarem Gut-Böse-Schema. Auch das Internet habe Verschwörungstheorien populär gemacht. Denn in der Onlinewelt stünden verschiedene Wahrheiten gleichberechtigt nebeneinander. Es habe sich gezeigt: „Je höher der Bildungsgrad, desto besser ist meine Fähigkeit, mir Bestätigung für eine Theorie zu suchen, möge sie noch so abwegig sein.“ Nach welchen Fakten User suchten, hänge von deren sozialem Umfeld ab.
Lüge auf dem Rückzug
Zugleich fungiere das Netz aber auch als größter Feind von Propaganda. Die Lüge sei insgesamt auf dem Rückzug. Diktatoren müssten sich mehr denn je abschotten, um ihren Status Quo zu halten, sonst würden sie früher oder später durch virale Vorgänge im Netz entlarvt. Dazu leiste zum Beispiel die Plattform Wikipedia einen wichtigen Beitrag. Sie bündele Wissen, nutze die Schwarmintelligenz im Internet und werde so zur „Wahrheitsagentur“.
Bleibt die Frage, ob es am Ende eine allgemeingültige Wahrheit braucht. Karigs Antwort: Ja, denn sie macht produktiv. Gott sei beispielsweise lange Zeit eine Wahrheit gewesen, auf die sich die europäische Gesellschaft geeinigt habe. Daraus resultiert sei unter anderem eine Fülle aus Kunst und Kultur.
Ziele der Netzaktivisten
Die Veranstalter der re:publica hatten am Vormittag bereits klar gemacht, für welche netzpolitischen Ziele die Konferenz steht: Vorratsdatenspeicherung oder geheimdienstliche Überwachung wie sie Edward Snowden öffentlich machte lehnen die Netzaktivisten ab. Sie setzen sich hingegen für die zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen in Europa ein. (pro)
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