Religionsunterricht fördert interreligiöse Kompetenz

Evangelischer Religionsunterricht fördert interreligiöse Kenntnisse und Kompetenzen. Das hat ein Team von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin herausgefunden. Die Forscher empfehlen, dem konfessionellen Religionsunterricht nicht mehr zu unterstellen, er sei ein Integrationshindernis an der öffentlichen Schule.
Von PRO

Die interdisziplinäre Forschergruppe der Humboldt-Universität zu Berlin um die Professoren Dietrich Benner und Rolf Schieder hatte zunächst ein Modell religiöser Kompetenz entwickelt und dieses im Herbst 2008 bei 1.600 Schülerinnen und Schülern aus Berlin und Brandenburg im Fach Religion getestet.

Das Ergebnis der repräsentativen Stichprobe belegt, dass evangelischer Religionsunterricht interreligiöse Problemlösungsfähigkeit fördert. Damit liegen zum ersten Mal empirisch belastbare Ergebnisse über das Niveau religiöser und interreligiöser Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern vor, teilt die Universität mit.

In einem 90-minütigen Test wurden Kenntnisse sowie Deutungs- und Partizipationskompetenzen im Blick auf den Protestantismus, andere Konfessionen und Religionen und religionskulturelle Sachverhalte erhoben. 84 Prozent der befragten Schüler verstanden demnach durch den Religionsunterricht Menschen mit anderen Glaubensüberzeugungen besser. 71 Prozent sollen dadurch Mitgefühl für andere entwickelt haben, und 63 Prozent seien interreligiös sprachfähiger geworden.

Dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt „Konstruktion und Erhebung von religiösen Kompetenzniveaus im Religionsunterricht am Beispiel des Evangelischen Religionsunterrichts“ (KERK) gehören Forscher aus der allgemeinen Erziehungswissenschaft, der empirischen Bildungsforschung und der Religionspädagogik der Humboldt-Universität zu Berlin an.

Religionsunterricht kein Integrationshindernis

Die Ergebnisse zeigten, dass der evangelische Religionsunterricht interreligiöse Kenntnisse und Kompetenzen vermittelt und fördert, so die Wissenschaftler. Schülerinnen und Schüler, die kontinuierlich den Religionsunterricht besuchten, wüssten deutlich mehr und seien interreligiös kompetenter als diejenigen, die keinen oder nur sporadisch Religionsunterricht besucht haben.

Die Forscher betonen, dass die Annahme falsch sei, der konfessionelle Religionsunterricht behindere die Integration verschiedener Religionen. Ihre Studie habe diese Vermutung empirisch widerlegt. „Die Ergebnisse dieser Studie belegen vielmehr, dass der evangelische Religionsunterricht einen wesentlichen Beitrag zum interreligiösen und interkulturellen Verstehen durch die Förderung von Problembewusstsein und Sprachfähigkeit leistet“, teilte die Forschergruppe mit. (PRO)

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