Religionsfreiheit ist für jeden da

Wer das Verteilen einer religiösen Schrift durch eine bestimmte religiöse Gruppe in Deutschland generell verbieten will, gerät in Konflikt mit der Religionsfreiheit – und die gilt jenseits aller Bedenken auch für Salafiten.

Von PRO

25 Millionen Koran-Exemplare wollen Salafiten deutschlandweit verteilen – ein Buch für jeden Haushalt, lautet das Credo, ausgegeben vom Prediger Abou Nagi. Dass die Extremisten ausgerechnet am Samstag vor Ostern eine breitangelegte Missionsaktion starteten und in 35 Städten ihre Schriften verteilten, hat nicht nur Christen erschreckt. Auch Politiker verschiedener Fraktionen haben sich zu der Kampagne unter dem Titel "Lies!" geäußert, allen voran Unions-Fraktionsvize Günter Krings. Der erklärte gegenüber der "Rheinischen Post", er wolle die Koran-Verteilung stoppen, "wo immer dies möglich ist".

Wer das Verteilen einer religiösen Schrift durch eine bestimmte religiöse Gruppe in Deutschland generell verbieten will, gerät in Konflikt mit der Religionsfreiheit. Das Grundgesetz garantiert nicht nur das Recht, Gottesdienste zu besuchen, öffentlich zu beten oder die Religion zu wechseln. Es macht auch das öffentliche Werben für jedweden Glauben möglich, solange die Werbenden damit nicht den öffentlichen Frieden stören. Deshalb darf Scientology ebenso auf sich aufmerksam machen wie die "Deutsche Evangelische Allianz", die Landeskirche oder eben ein salafitischer Verein. Wer es einer Gruppe verbietet, muss es allen verbieten und in einem solchen Land wollen auch wir Christen nicht leben.

Eine Bibel für jeden Koran

Sinnvoller wäre es, wenn die Regierung sich mehr Gedanken darüber machen würde, wie sie die Deutschen zu mündigen Bürgern erziehen kann, die eben nicht auf die Werbung von Salafiten oder anderen Extremisten hereinfallen. Dafür ist die Auseinandersetzung mit dem Koran sogar sinnvoll und notwendig. Denn wer nicht weiß, warum er etwas ablehnt oder einer Sache folgt, macht sich zum leicht überzeugbaren Opfer ideologischer Verführer der einen oder anderen Seite.

Am Mittwoch erreichte die pro-Redaktion eine E-Mail zu diesem Thema. Darin schlägt eine Leserin vor, dass jeder Christ in Deutschland eine seiner Bibeln gegen einen Koran tauschen soll. "Wenn mir ein freundlicher Missionar (…) eine Koranausgabe schenken will, wehre ich das nicht mit dem Hinweis auf meine Bedenken gegen eine sich religiös gebende politische Ideologie ab, nein, ich biete ihm freundlich eine meiner Bibeln zum Tausch", schreibt sie, und weiter: "Man stelle sich nur mal vor: 25 Millionen Bibeln würden gegen Koranausgaben getauscht! (…) Welch eine grandiose Gelegenheit Gottes Wort unters Volk zu bringen!" Auch auf "Facebook" hat sich ein Leser zu Wort gemeldet: "Solange wir im Gegenzug in Saudi-Arabien während des Ramadans Bibeln verteilen dürfen, habe ich nichts dagegen…", schreibt er.

Ein Koran-Verteilungsverbot hilft niemandem mehr als den Extremisten, die sich dann als Opfer der Politik präsentieren und im Untergrund Leichtgläubige radikalisieren können. Offenheit im Umgang, auch mit denen, die wir fürchten, macht Völkerverständigung möglich. Und nichts brauchen wir angesichts wachsender Zahlen von Anhängern eines radikalen Islam, der den Westen als Feind begreift, nötiger. Darauf hat auch der Gideonbund gegenüber pro hingewiesen. Deren Bundesvorsitzender Ralf Hille erinnerte an ein Statement der Bundeskanzlerin bei einem Treffen mit der Allianz: Nicht die Stärke des Islams mache die nachdenklich – sondern die Schwäche des Christentums, sagte sie damals. (pro)

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