Die Bedeutung von Religion nimmt weltweit deutlich ab – und das nicht nur in Europa. Zu diesem Ergebnis kommt die aktualisierte Neuauflage der religionssoziologischen Untersuchung „Religion in der Moderne“ von Detlef Pollack und Gergely Rosta. Die Autoren sprechen von einem „dramatischen“ Bedeutungsverlust religiöser Institutionen und Glaubensvorstellungen, der sich global und über religiöse Grenzen hinweg zeige.
Pollack erklärte in einer Pressemitteilung der Universität Münster vom Montag, dass selbst für einen Säkularisierungstheoretiker die Entwicklungen überraschend seien. Besonders auffällig sei der Rückgang religiöser Bindungen in vormals religiösen Hochburgen wie Polen, den USA, Südkorea und selbst in mehrheitlich muslimischen Ländern wie Iran und der Türkei.
Im Iran etwa bekennen sich nicht wie offiziell angegeben mehr als 99 Prozent, sondern lediglich etwa 40 Prozent der Bevölkerung zum Islam. Fast ein Drittel gebe an, keiner Religion anzugehören oder Atheisten zu sein.
Die Forscher führen den weltweiten Bedeutungsverlust religiöser Institutionen auf gesellschaftliche Modernisierungsprozesse zurück: Höherer Wohlstand, Bildung, Individualisierung und kulturelle Pluralisierung machten es zunehmend schwer, religiöse Sinnsysteme als plausibel zu empfinden. Der Glaube an ein Jenseits, an Gott, an die Wirksamkeit religiöser Rituale sei für viele nicht mehr überzeugend, erklärte Pollack.
Trotz wachsender gesellschaftlicher Debatten über Religion zeige sich laut der Studie ein weltweiter Rückgang religiöser Bindungen. Die Studie basiert den Angaben der Autoren zufolge auf umfangreichen internationalen Daten, darunter Erhebungen aus den USA, Europa, Asien und Lateinamerika. Sie identifiziert zehn zentrale Mechanismen des religiösen Wandels.