Religion im Zensus 2011: Was glauben die Deutschen?

"Statistisch wird Deutschland […] quasi zum Gottesstaat", meint die Onlineausgabe des "Spiegel" am Mittwoch und bezieht sich dabei auf die Frage nach der Religionszugehörigkeit im Zensus 2011. Atheisten beispielsweise hätten keine Möglichkeit, eine ihrer Weltanschauung angemessene Antwort zu geben.
Von PRO

Mit "der Bedeutung, die der Religionszugehörigkeit für das Leben der Menschen zukommt", begründet das Statistische Bundesamt die zusätzliche Aufnahme der Frage in den Fragebogen. Es gibt zwei Blöcke, die sich mit dem Glauben der Bevölkerung beschäftigen. Im ersten Block ist anzugeben, zu welcher Kirche oder Religionsgesellschaft der Befragte gehört. Wenn diese Frage mit "Keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft" beantwortet wird, darf mit der nächsten Frage fortgefahren werden, in der man freiwillige Angaben zu "Religion, Glaubensrichtung oder Weltanschauung" machen kann. Laut "Spiegel" erzwinge der Staat damit ein religiöses Bekenntnis. Steuerzahlende Kirchenmitglieder "werden statistisch in Gänze als ‚religiös‘ verbucht". Wenn Esoteriker und Anhänger des Druidentums die Frage mit "Sonstige Religion, Glaubensrichtung oder Weltanschauung" beantworteten, fielen auch sie damit "in die Gemeinschaft der Gläubigen".

Nun stelle sich die Frage, was mit den im Jahr 2005 von der EU festgestellten 25 Prozent Atheisten in Deutschland passiere. "Glauben diese Menschen einfach nichts oder orientieren sie sich an anderen Weltanschauungen?", so der "Spiegel". Der Zensus sehe das Bekenntnis zur Nicht-Religiosität gar nicht vor, da "Weltanschauungen nichtreligiöser Art" nicht im Fragebogen vorkommen. "Im Ergebnis der Statistik dürfen wir also einen Anstieg der Zahl religiös orientierter Menschen erwarten." Dadurch werde Deutschland quasi zum Gottesstaat.

Der Sprecher des Statistischen Bundesamtes, Klaus Pötzsch, ist gegenüber dem "Spiegel" der Auffassung, dass "sich Religionen, Weltanschauungen und Glaubensrichtungen schwer systematisieren" lassen. "Die Konsequenz daraus ist, dass bei den Zensusergebnissen die Gruppe der Atheisten (aber auch die der sonstigen Religionen) nicht nachweisbar ist." Das führe dazu, dass sich Informationen über die großen religiösen Strömungen ergeben, nicht aber "die Verbreitung sonstiger Religionen und des Atheismus".

Der Zensus 2011, die erste Volkszählung seit 1987, möchte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes "aktuelle Zahlen zum Leben, Wohnen und Arbeiten in Deutschland" gewinnen, um daraus Schlüsse für Entscheidungen, vor allem für die Infrastruktur, zu ziehen. Für die Haushaltsbefragung, die auch die Frage nach der Religion beinhaltet, wurden etwa zehn Prozent der deutschen Haushalte zufällig ausgewählt. Die zum 9. Mai durchgeführte Befragung findet auf Beschluss der EU statt und soll sich in regelmäßigen Abständen wiederholen. Die Ergebnisse werden 2013 veröffentlicht. (pro)

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