Nachdem am vergangenen Samstag in Nairobi islamistische Terroristen mindestens 72 Menschen getötet haben, beleuchtet Focus Online den religiös motivierten Terror in verschiedenen Teilen der Welt. Das Magazin befragte unter anderem den Vorsitzenden der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher.
Von PRO
Foto: Israel Defense Forces (CC BY-NC)
Bei der Geiselnahme in einem Einkaufszentrum von Nairobi stürmte ein bewaffnetes Kommando das Gebäude, erschoss gezielt Nicht-Muslime und verschanzte sich in dem Komplex. Zu dem Anschlag bekannte sich die islamistische Schabab-Miliz aus Somalia. Focus Online schreibt: „Wieder einmal war es religiöser Fundamentalismus, der Menschen in großem Stil morden ließ.“ Das Ziel der Gruppierung sei es, die islamische Rechtsordnung der Scharia in allen Ländern der Welt durchzusetzen. „Eine Perversion des Islams, die nichts mit dem Koran zu tun hat“, betont Rolf Tophoven, Direktor des „Instituts für Krisenprävention“ (IFTUS) in Essen.
Als Grund für den Terrorakt sehen Experten ein Vorgehen der Streitkräfte gegen die islamistische Miliz in Somalia. Zuletzt konnten kenianische Truppen die Schabab-Miliz aus mehreren Städten vertreiben. Es habe sich um einen Racheakt für dieses Eingreifen gehandelt, erklärt Thomas Schirrmacher, Religionssoziologe an der Staatlichen Universität des Westens in Timișoara (Rumänien). „Der Krieg sollte in die Heimat der kenianischen Soldaten getragen werden.“
Die Shebab-Miliz sei 1991 von islamistischen Extremisten in Somalia nach dem Sturz des langjährigen Diktators Siad Barre gegründet worden, so der Islamexperte. Sein Kollege Tophoven ergänzt: Für Deutschland besonders gefährlich sei die aktuelle Lage in Syrien, wo sich derzeit Söldnertruppen des Heiligen Krieges aus aller Herren Länder tummelten. „Nach Geheimdienstinformationen sind bislang 120 Deutsche nach Syrien zurück gereist, um dort auch für Al-Qaida-nahe Organisationen zu kämpfen“, sagt Tophoven.
Gewalt auch durch Buddhisten
Doch religiös motivierten Terror gibt es auch woanders. So habe sich in den US-Bundesstaaten Michigan, Ohio und Indiana die „Hutaree-Miliz“ gegründet, die sich selbst als „christliche Krieger“ sehen. Sie erwarten die baldige Ankunft des Antichristen und bereiten sich mit Training an der Waffe darauf vor. Die Hutaree zählten zwar zur so genannten „Christian-Identity-Bewegung“. „Doch mit christlichen Kirchen oder christlicher Dogmatik haben die militanten Fundamentalisten nur wenig zu tun“, erklärt Schirrmacher, Autor des Buches „Fundamentalismus: Wenn Religion zur Gefahr wird“ (2010). „Sie leugnen die meisten Lehrinhalte und greifen sich nur bestimmte Versatzstücke aus der Bibel heraus, um sie für ihre radikalen Anschauungen zu nutzen.“ Es handele sich bei der Christian Identity vor allem um eine rassistische Bewegung.
Auch im Buddhismus gebe es Gewalt durch Extremisten, sagt der Experte. Von 1983 bis 2009 tobte auf Sri Lanka ein grausamer Bürgerkrieg zwischen tamilischen Separatisten und der singhalesischen Regierung. „Treibende Kraft in dem Konflikt war die buddhistische Religion der Mehrheit“, sagt der Religionssoziologe. In Myanmar gingen Angehörige der buddhistischen Mehrheit seit über einem Jahr gegen die muslimische Minderheit vor – und das teilweise äußerst aggressiv. Hunderte Menschen seien bislang getötet worden, mehr als 100.000 vertrieben.
Schirrmacher erläutert: „Die Konflikte auf Sri Lanka und in Myanmar spiegeln auch eine aktuelle weltweite Entwicklung wider. Nationale Identität wird wieder stärker als religiöse Identität begriffen.“ Auch in europäischen Staaten – am auffälligsten derzeit in Ungarn – sei eine solche Entwicklung zu beobachten. (pro)
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