Religiöse Verfolgung: Neues Handbuch informiert

In mehr als 50 Ländern sind Christen nur Bürger zweiter Klasse. Und rund 200 Millionen Menschen werden weltweit wegen ihres Glaubens benachteiligt. Das sagte der Redakteur des erstmals erschienenen Berichtes "Religionsfreiheit weltweit" des katholischen Hilfswerks "Kirche in Not", Berthold Pelster, anlässlich der Vorstellung des Berichts vor Journalisten in Berlin.
Von PRO

In den letzten Jahren seien im Bereich der religiösen Verfolgung zwei Tendenzen deutlich geworden: Während die Zahl der Länder, in denen atheistische Ideologien Auslöser der Verfolgung waren, deutlich zurückging, sei die Verfolgung aus anderen religiösen Motiven rapide gestiegen. Das Hilfswerk fordere daher die katholische Deutsche Bischofskonferenz und andere Kirchen auf, den nach der deutschen Wiedervereinigung gestrichenen „Gedenktag der verfolgten Kirche“ möglichst überkonfessionell wieder einzuführen.

Pakistanischer Bischof: Zwangskonversionen an der Tagesordnung

Während der Buchvorstellung berichteten verschiedene internationale Gäste über die Situation in ihren Heimatländern. So sagte der Erzbischof der pakistanischen Diözese Lahore, Lawrence Saldanha, dass die Bedrohung der Christen seiner Heimat durch muslimische Extremisten seit dem 11. September 2001 immer verbreiteter geworden ist. „Frauen müssen einen Schleier tragen, Männer einen Bart“, sagt Saldanha.

„Extreme Bestrafungen wie das Abschlagen von Händen und die Steinigung werden unterstützt, die Bildung von Mädchen behindert.“ Pakistan stehe vor der großen Herausforderung des religiös motivierten Terrorismus, die Angst und Furcht unter den Bürgern des Landes verbreite. Zusätzlich würden immer mehr Christen gewaltsam zum Verlassen ihrer Heimat oder zur Konversion zum Islam gezwungen. Allerdings hätten sich gerade in diesem Klima der Intoleranz und des Extremismus die Gemeinden des Landes positiv entwickelt, betonte Saldanha. „Die Gläubigen praktizieren ihren Glauben intensiver und besuchen die sonntägliche Messen häufiger, um Kraft und Ermutigung im Glauben zu finden.“

Koptischer Bischof: Wir wollen gleichberechtigt sein

Deutliche Kritik an der finanziellen Förderung des Duisburger Moscheebaus durch die öffentliche Hand übte indes der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Amba Damian. „Wenn wir in Ägypten eine Kirche bauen wollen, müssen wir 15 Jahre warten, Anträge stellen, und wenn wir es geschafft haben, werden in allen vier Himmelsrichtungen neben der Kirche noch vier Moscheen dazu gebaut.“ In Ägypten, wo einst die „Heilige Familie für dreieinhalb Jahre politisches Asyl erhielt“, lebten die Christen seit dem 7. Jahrhundert mit dem Islam zusammen. „Als Botschafter meiner Kirche muss ich durch Blumen reden, aber Priester, die in Gefängnissen sitzen, weil sie jemandem zur Konversion verholfen haben, oder Bulldozer, die jahrhundertealte Kirchen niederwalzen, kann man im Zeitalter des Fernsehens nicht verbergen“, sagt Damian. „Wir erwarten eine gleichberechtigte Behandlung von Christen und Muslimen in Ägypten.“

Wird auch Scientology verfolgt?

Der am Donnerstag vorgestellte Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ enthält Informationen über die Situation der Religionsfreiheit in nahezu allen Ländern der Welt. Dabei behandelt das Buch neben der Lage der Christen auch die Situation religiöser Minderheiten. Für die Bundesrepublik Deutschland werden neben der Lage der Muslime in Deutschland auch die Situation der Moon-Sekte und der Scientology-Organisation des Amerikaners L. Ron Hubbard untersucht. „Wir sind nicht der Ansicht, dass Scientology eine Religion ist, mussten diese Gruppe aber auf Bitten unserer internationalen Partner mit aufnehmen“, sagte Michael Ragg, Pressesprecher des in 17 Ländern aktiven und von weltweit 600.000 Menschen unterstützten Hilfswerks. Er fügte hinzu: „Der Begriff der Religion und der Religionsfreiheit wird eben in anderen Ländern durchaus unterschiedlich gesehen.“

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen