Die Empörung über die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris war groß. Viele Christen fühlten sich verletzt durch eine Szene, die an das letzte Abendmahl Jesu erinnerte. Queere Tänzer und eine weibliche Jesus-Figur schienen das berühmte Gemälde Leonardo da Vincis ad absurdum zu führen.
Regisseur Thomas Jolly weist die Vorwürfe jetzt in einem Interview der „Welt“ zurück. Er sei untröstlich darüber, dass diese Szene Menschen verletzt habe. Jolly betont, dass die olympische Charta gar keine religiösen Bezüge erlaube. Er habe seine Ideen für die Zeremonie vor den Olympischen Spielen vielen Kommissionen vorgestellt, die alle keine Bedenken geäußert hätten.
„Es war nicht meine Absicht, mich über wen auch immer lustig zu machen“, sagt Jolly. Das gelte für alle Religionen. Mit der Zeremonie der Eröffnungsfeier sei es darum gegangen, zu versöhnen und nicht zu spalten oder zu polarisieren. Die Szene sollte die Absurdität bewusst machen, „wenn Menschen sich gegenseitig Gewalt antun“.
„Meine Arbeit hat diesen Rahmen nicht gesprengt“
Ihn habe irritiert, dass „selbst Bischöfe sich der Kritik anschlossen und die Kulturtechnik der Interpretation christlicher Gemälde nicht mehr beherrschen“. Bis heute meldeten sich Zuschauer bei ihm, die an dem Abend Glücksgefühle des Zusammenseins empfunden hätten.
Jolly erzählt von großem Hass, der ihm entgegengeschlagen sei. Nicht nur er als Künstler, sondern alle Menschen müssten Cyber-Hass entschieden entgegentreten. Es sei wichtig, Meinungsfreiheit und die künstlerische Freiheit zu verteidigen: „Meine Arbeit hat diesen Rahmen nicht gesprengt.“
Er selbst habe alles „einer Agentur übergeben, die meine Konten auf den sozialen Medien durchkämmt hat“. Gegen manche Nutzer habe er Strafanzeige erstattet. Selbst bei brutalen Hasswellen dürfe man nicht vergessen, dass sie von einer winzigen Minderheit stammten.
Tiefes Bedauern über Tiefpunkt
An der Inszenierung in Paris gab es vor allem in den sozialen Medien schnell viel Kritik. Die französische Bischofskonferenz äußerte ihr „tiefes Bedauern“ über „Szenen von Hohn und Spott gegenüber dem Christentum“. Der Bischof von Passau Stefan Oster sah in der Abendmahlsszene einen „Tiefpunkt“ der ansonsten „eindrucksvollen Eröffnung“ der Olympiade „und in der Inszenierung völlig überflüssig“, wie er auf „X“ schrieb.