Anfang der Woche forderte der Sprecher der Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion", Patrick Meinhardt: "Das Lutherjubiläum 2017 sollte auch zu einem politischen Zeichen führen: Ich möchte, dass zur 500-Jahrfeier der Lutherthesen in fünf Jahren in allen sechzehn Bundesländern der Reformationstag ein Feiertag ist."
Dem stimmte der kirchenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Stefan Ruppert, auf Anfrage von pro teilweise zu: "Ein würdevolles und der besonderen, gesamtdeutschen Bedeutung des Festes Rechnung tragendes Begehen des Reformationsjubiläums ist auch in meinem Sinne." Ob jedoch ein gesetzlicher Feiertag das richtige Mittel sei, möchten er und seine Fraktion den Bundesländern nicht generell vorschreiben.
Seine Amtskollegin bei der SPD, Kerstin Griese, sagte gegenüber pro: "Im Jahr 2017 das 500-jährige Reformationsjubiläum so zu feiern, dass viele Menschen mitbekommen, was die Reformation bedeutet und welche Veränderungen Martin Luther für die Entwicklung der Gesellschaften in Deutschland und Europa bewirkt hat, halte ich für eine gute Idee. Wenn alle Bundesländer mitmachen, gerne mit einem einmaligen Feiertag, aber auch ohne den wird es gute Möglichkeiten geben, die Ideen der Reformation darzustellen."
Auch der Kulturminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgeloh (SPD), sagte im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): "In Chile ist der Reformationstag nationaler Feiertag – da sollte das Land der Reformation nicht nachstehen".
In der Evangelischen Kirche sieht man die politische Forderung gelassen: Reinhard Mawick, Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erklärte auf Anfrage: "Die Einführung oder Abschaffung von Feiertagen ist mit Ausnahme des Tags der deutschen Einheit Sache der Bundesländer, deshalb sollte dort auch diese Diskussion geführt werden."
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider legt Wert darauf, dass es vor allem Aufgabe der Kirche sei, "deutlich zu machen, warum wir den Reformationstag weiter feiern", sagte er jüngst der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er könne sich gut vorstellen, dass der 31. Oktober 2017 ein bundesweiter Feiertag werden könnte. In den neuen Bundesländern – mit Ausnahme Berlins – ist er dies bereits. Auch der evangelische Berliner Landesbischof Markus Dröge und der ehrenamtliche Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, Professor Paul Nolte, halten das laut epd für eine gute Idee. Der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) hält diesen Vorschlag zumindest für prüfenswert, sagte er laut RBB.
Halloween ist Teil der Globalisierung
Angesichts des zunehmenden Interesses an Halloween macht sich die "Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017", Margot Käßmann, Sorgen, dass Kinder schon bald nicht mehr wissen könnten, was am 31. Oktober gefeiert wird. "Deutlich ist doch, dass Halloween aus Kommerzgründen eingeführt wurde. Luther wollte gerade die Furcht der Menschen vertreiben und sagen: Ihr müsst keine Angst vor Geistern haben. Ich finde es geradezu bizarr, dass am Tag des Reformationsgedenkens nun so ein Geisterkult in die Welt kommt, der letzten Endes inhaltsleer ist", äußerte sich Käßmann gegenüber der dpa. Halloween ist für sie kaum mehr als ein "Importschlager aus Übersee".
Schneider hingegen sieht Halloween gelassen entgegen: Laut dpa sagte er, der Erfolg des Festes sei ein Effekt der Globalisierung. Die Welt wachse beständig zusammen und "so, wie Grenzen verschwimmen, verschwimmen auch Traditionen miteinander". Halloween sei von irischen Einwanderern als ein Teil ihrer Kultur in die Vereinigten Staaten gebracht worden. Dort wurde das Fest Anfang des 20. Jahrhunderts kommerzialisiert. Von Frankreich aus verbreiteten sich in den 1990ern, die amerikanischen Halloweenbräuche in Europa.
Der Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU Hessen, Axel Wintermeyer, der auch Chef der Hessischen Staatskanzlei ist, äußerte sich auch kritisch zur Kommerzialisierung des Reformationstages durch Halloween. Er teilte am Mittwoch mit: "Es stimmt mich nachdenklich, wenn viele junge Menschen mit dem Reformationstag nichts mehr anfangen können und die Konsumkultur zunehmend an die Stelle der christlichen Tradition tritt. Der Reformationstag ist mehr als ausgehöhlte Kürbisse." Er appellierte an den Bildungsauftrag staatlicher Einrichtungen, Ereignisse wie den Thesenanschlag Martin Luthers im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten. (pro)