Rechtsextremer Hass-Höchststand im Internet

Die Zahl rechtsextremer Webinhalte hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen, insbesondere im Web 2.0 erreichen sie eine potenziell riesige Nutzerschar. Darauf hat die Organisation "jugendschutz.net"  hingewiesen. Mehr als 1.870 Websites aus der Szene und mehrere Tausend rechtsextreme Beiträge in Communities wie Facebook und auf Videoplattformen wie Youtube zählte die Organisation und dokumentierte damit einen neuen Höchststand.
Von PRO

"Zur rassistischen Gewalt anstachelnde Liedtexte werden derzeit als Gutenachtgeschichten für Kinder im Internet verbreitet", stellt "jugendschutz.net" fest. "Zur Melodie von Schlaf- und Kinderliedern wird darin der Holocaust geleugnet und zum Mord an Juden und Schwarzen aufgerufen." Auf die Neonaziblogs und Downloadplattformen greifen nach Erkenntnissen der Organisation täglich bis zu 10.000 User zu. "Neonazis vernetzen sich im Internet immer stärker über eigene Communities, um sich ungestört über rechtsextremes Gedankengut auszutauschen und rassistische Aktionen vorzubereiten." Über 90 neonazistische Netzwerke dokumentierte "jugendschutz.net" im Jahr 2009. Damit hat sich deren Zahl innerhalb eines Jahres verdreifacht. Auch die Zahl der NPD-Angebote stieg nach Angaben der Organisation um knapp 30 Prozent von 190 auf 242.

Besonders krass ist die Zunahme rechtsextremer Beiträge in Communities, auf Facebook, Youtube und Twitter. Hier stieg die Zahl laut "jugendschutz.net" von 750 Beiträgen im Jahr 2007 auf rund 6.000. Die Organisation erreiche zwar in vier von fünf Fällen, dass unzulässige Inhalte gelöscht werden. In Communities und auf Videoplattformen machten jedoch die Masse an nutzergenerierten Inhalten und die Multinationalität der Plattform eine Kontrolle schwierig. Maßnahmen der Betreiber griffen in vielen Fällen zu kurz. In Deutschland reagierten diese zwar, wenn "jugendschutz.net" um die Entfernung unzulässiger Beiträge bittet. Die Inhalte seien jedoch von ausländischen Servern weiter zugänglich und würden oft erneut hochgeladen.

Da immer mehr Kinder und Jugendliche Web-2.0-Plattformen nutzen, forderte der Leiter des Bereichs Rechtsextremismus bei "jugendschutz.net", Stefan Glaser, die Betreiber in einer Pressemitteilung dazu auf, mehr in die Sicherheit ihrer Dienste zu investieren: "Facebook, Youtube & Co. müssen wesentlich mehr technische und personelle Mittel einsetzen, um junge User auf ihren Plattformen effektiv vor solchen Hassinhalten zu schützen."

"jugendschutz.net" unterstützt die Jugendministerien der Länder und die Kommission für Jugendmedienschutz. Die länderübergreifende Stelle, die 1997 eingerichtet wurde, drängt auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern oder löschen. Die Arbeit gegen Rechtsextremismus im Internet wird von der "Bundeszentrale für politische Bildung" gefördert. (pro)

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