Rätselraten um saudische Konvertitin

Weil sie Christin wurde und dies in einem Video bekannte, soll eine Saudi-Arabierin unter Druck geraten und aus ihrer Heimat geflohen sein. Das hat die christliche iranische Nachrichtenagentur "Mohabat News" berichtet. Eine saudische Zeitung will unterdessen herausgefunden haben, dass ihr Auftritt ein Bluff war.

Von PRO

Eine Frau namens Maryam erklärt in dem Video, das ein christlicher TV-Sender in ihrer Heimat zeigte und das noch immer online zu sehen ist, sie sei konvertiert und Jesus sei der Sohn Gottes. "Mohabat News" berichtet, die Frau lebe wegen ihrer Konversion in Angst und habe im Video deshalb ihr Gesicht verhüllt. In Saudi-Arabien soll der zehnminütige Film für Aufregung gesorgt haben. Der Ruf nach einem strengen Vorgehen gegen christliche Mission sei laut geworden. Laut "Mohabat News" ist die 28-jährige Maryam die erste Frau, die öffentlich in einem Video bekannt hat, dass sie sich vom Islam abgewendet hat und Christ geworden ist.

Widersprüchliche Meldungen

Auch die Onlineausgabe der saudischen Zeitung "Saudi Gazette" berichtet über den Fall. Demnach hieß es zunächst, die Frau sei ins Ausland geflohen und ihr Vater habe Anzeige gegen zwei Männer erstattet, die ihr das Christentum nahe gebracht und ihr dabei geholfen hätten, zu fliehen. Der Libanese und der Saudi seien mittlerweile verhaftet worden, weil sie sie zur Konversion gezwungen hätten. Einer der beiden sei unterdessen wieder auf freiem Fuß.

Es folgten Presseberichte, die besagten, die Frau sei ausfindig gemacht worden und keineswegs konvertiert. Sie sage, sie sei noch immer Muslima, halte sich unterdessen in Schweden auf und werde von christlichen Gruppen unter Druck gesetzt, weil sie ihre Bekehrung verneine. Sie habe auch erklärt, dass sie nicht in einem Video zu sehen und in Wirklichkeit 30 Jahre alt sei. Die Frau, die im christlichen Fernsehen aufgetreten sei, komme in Wirklichkeit aus dem Irak. "Ich bin immer noch Muslima, ich faste im Ramadan und ich werde keine andere Religion als den Islam akzeptieren", zitiert die "Saudi Gazette" sie. Auch ihr Vater kommt zu Wort. Dieser erklärte demnach, seine Tochter lebe derzeit bei Christen, es sei ihr nicht erlaubt, das Haus zu verlassen oder irgendjemanden zu kontaktieren und er habe Angst, dass man mit ihr eine Gehirnwäsche durchgeführt habe.

Christine Schirrmacher, Islamwissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz, erklärte gegenüber pro: "Es wird schwer sein, in dieser Geschichte von hier aus Wahrheit und Verschleierungen eindeutig auseinanderzusortieren. Möglicherweise wurde nach dem ‚Paukenschlag‘ der Konversion versucht, die Frau mit der Behauptung, sie sei gar nicht konvertiert, vor Verfolgung zu schützen oder die eigene Familie zu beruhigen."

Staatsislam duldet keine Konversion

In Saudi-Arabien ist der Islam Staatsreligion. Der dortige Wahhabismus geht mit dem Rechtssystem der Scharia einher. Religionsfreiheit gibt es nicht. Apostasie, der Übertritt zu einer anderen Religion, ist ein todeswürdiges Verbrechen. Das Hilfswerk "Open Doors" stellt fest, die Regierung erkenne zwar das Recht von Nicht-Muslimen an, Gottesdienste im privaten Rahmen zu halten, doch die allgegenwärtige Religionspolizei "Mutawwa" respektiere dieses Recht oft nicht. Die öffentliche Ausübung nicht-muslimischer Anbetung und jeder Versuch, das Evangelium unter Muslimen zu verkündigen sowie das Verteilen von christlicher Literatur sei verboten und werde strafrechtlich verfolgt. Nicht-Muslimen, die an derartigen Aktivitäten beteiligt sind, drohten Verhaftung, Inhaftierung, Auspeitschung, die Abschiebung und Misshandlung. (pro)

http://www.youtube.com/watch?v=ZiLZ8U5Q7mY
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